Stefan Effenberg exklusiv Nicht Veh, die Spieler tragen die Hauptschuld

stern.de-Kolumnist Stefan Effenberg macht sich seine Gedanken über die Trainerentlassung bei seinem Ex-Club, dem VfL Wolfsburg. Und Effe hat auch eine Meinung zur Nationalmannschafts-Ausbootung von Torsten Frings.

Armin Veh tut mir Leid. Da übernimmt er den VfL Wolfsburg als Deutscher Meister - und die Spieler lassen ihn im Stich. Jetzt wurde er entlassen. Natürlich muss sich der Trainer auch Kritik anhören, er hat es schließlich nicht geschafft, das Team weiterzuentwickeln. Aber die Hauptschuld tragen doch die Akteure. Letzte Saison noch trafen Dzeko und Grafite wie verrückt ins gegnerische Tor. Warum schaffen sie es jetzt nicht mehr? Möglicherweise ist eine gewisse Sättigung eingetreten. Nach dem Motto: Wir sind Meister geworden. Das haben wir schon erreicht. Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen.

Dass die Luft für Veh nach der Niederlage gegen den FC Kölön dünner werden würde, war mir klar. Das sind die Mechanismen dieses Schweinegeschäfts. Veh hat sich äußerlich verändert in den letzten, schweren Wochen. Man sah ihm den Kummer an. Ich finde das erschreckend und auch traurig. Vielleicht ist die Trennung für alle Beteiligten wirklich das Beste. Noch schnell ein Wort zu Rafinha: Sein Transfer wäre vielleicht spektakulär, aber ich glaube nicht, dass diese Personalie der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Wölfe sind Mittelmaß. Das ist die bittere Wahrheit. Auch Dieter Hoeneß wird daran so schnell nichts ändern können.

Zur Person: Stefan Effenberg

Stefan Effenberg, geboren am 2. August 1968 in Hamburg, war einer der besten Mittelfeldspieler der Welt und eine der großen Reizfiguren des deutschen Fußballs. In der Bundesliga bestritt er 370 Spiele für Borussia Mönchengladbach, Bayern München und den VfL Wolfsburg. Von 1992 bis 1994 spielte Effenberg in Italien für den AC Florenz. Mit Gladbach gewann der "Tiger" 1995 den DFB-Pokal, seine erfolgreichste Zeit hatte er allerdings beim FC Bayern. Mit dem Rekordmeister gewann Effenberg als Kapitän drei deutsche Meisterschaften, DFB-Pokal und 2001 die Champions Legaue und den Weltpokal. Effenberg lebt in Miami, USA, und arbeitet als Champions-League-Experte für den TV-Bezahlsender "Sky".

Zum Teil mit Erstaunen habe ich die Nominierung des Bundestrainers für den in dieser Woche stattfindenden Leistungstest der Nationalmannschaft aufgenommen. Ob das richtig war, sich so schnell von Torsten Frings zu distanzieren? Ich denke nicht. Es kann so schnell gehen: Da verletzt sich ein anderer Spieler, da spielt der Frings vielleicht doch noch eine für ihn bis jetzt ganz gute Saison zu Ende, und dann? Jetzt ist die Tür jetzt doppelt und dreifach verrammelt.

Der frühe Zeitpunkt der Frings-Ausbootung hat mich überrascht, übrigens auch, dass die Herren Hummels, Höwedes und Badstuber nicht geladen wurden. Anders als im Fall Frings bin ich mir aber sicher, dass diese Drei doch noch die Chance haben, auf den WM-Zug aufzuspringen. Immer vorausgesetzt, sie halten ihre gute Form. Stichwort: Leistungsprinzip.

Überhaupt bin ich von der Dichte junger, außergewöhnlich guter deutscher Spieler begeistert. Die WM kommt für die Generation Özil, Mari und Müller vielleicht ein bisschen zu früh, aber spätestens zur EM 2012 sollte die Nationalmannschaft eine Truppe beisammen haben, die um den Titel mitspielen kann.

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