Die WM 2006 muss nach Ansicht von Beckenbauer bei der Lösung nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Teamchef Rudi Völler im Mittelpunkt stehen. Denn das sportliche Auftreten des Gastgeber-Teams sei entscheidend für eine insgesamt erfolgreiche WM: "Wir können noch so große Anstrengungen machen vom Organisationskomitee und versuchen, eine perfekte WM zu organisieren. Das nützt uns nichts, wenn die Leistung der Mannschaft bzw. die sportliche Leistung nicht stimmt."
Otto "einer der erfolgreichsten Trainer"
Nach der Absage des Wunschkandidaten Ottmar Hitzfeld rückt in den öffentlich und innerhalb des DFB geführten Diskussionen der Name von Otto Rehhagel immer mehr in den Mittelpunkt. Auch Beckenbauer hält den 65-Jährigen, der die griechische Nationalmannschaft sensationell ins EM-Finale an diesem Sonntag gegen Gastgeber Portugal geführt hat, für eine diskussionswürdige Übergangslösung: "Er ist einer der erfahrensten und erfolgreichsten Trainer, die wir haben."
Klinsmann skeptisch
Rechtfertigend fügt er hinzu: "Nach dem völlig überraschenden Rücktritt von Rudi Völler wurden drei Namen genannt, das waren Hitzfeld, Daum und Rehhagel. Rehhagel war schon unter den ersten drei". Der frühere Nationalmannschafts-Kapitän Klinsmann äußerte sich dagegen zurückhaltend zu Rehhagel. Es müsse erst geklärt werden, ob er überhaupt zur Verfügung steht.
"MV" gibt sich bedeckt
Der ehemalige Meister-Trainer von Werder Bremen und des 1. FC Kaiserslautern ist noch bis 2006 vertraglich an den griechischen Fußball-Verband gebunden. Mayer- Vorfelder verweigerte vor der DFB-Präsidiumssitzung jede Aussage zu Kandidaten-Namen und sagte lediglich: "Heute gibt es Befürworter für Otto Rehhagel, die gestern noch Gegner von ihm waren."
"MV" versteht die Welt nicht
Zwei Tage vor einer entscheidenden Sondersitzung des DFB- Präsidiums in Frankfurt/Main, in der Beckenbauer als WM-OK-Präsident eine Schlüsselposition besetzt, hat DFB-Präsident Gerhard Mayer- Vorfelder alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe der Selbstherrlichkeit und fehlendem Teamwork mit seinen Kollegen zurückgewiesen. "Ich habe mir überhaupt keinen Vorwurf zu machen. Das ist alles gut gelaufen", sagte der 71 Jahre alte Spitzenfunktionär am Samstagabend in einem ARD-Interview. Seine Aufgabe sei es bei der Suche nach einem Nachfolger von Rudi Völler gewesen, eine Entscheidung des Präsidiums zu ermöglichen. Das habe er versucht.
Mayer-Vorfelder will sich entschieden gegen jeden Versuch wehren, seinen Assistenten und DFB-Angestellten Jan Lengerke zu entfernen. Dies fordert unter anderem eine Opposition im DFB, die eine Gegenkandidatur von Vizepräsident Theo Zwanziger beim DFB- Bundestag am 23. Oktober wünscht. Er werde «kein Bauernopfer erbringen, um meine Haut zu retten. Das ist nicht mein Stil», sagte Mayer-Vorfelder.
Beckenbauer verteidigt "MV"
Der "Kaiser" ergriff behutsam Partei für Mayer-Vorfelder: "Vielleicht wäre es ein bisschen diplomatischer gewesen, wenn er in dieser Phase seine Präsidiumskollegen mehr einbezogen hätte. Aber er ist so, dass wissen wir." Von den "MV"-Kritikern erwartet Beckenbauer bei der Sitzung am Montagabend eine klare Linie: "Entweder du akzeptierst ihn so oder du opponierst." Zwanziger erwartet von der Sitzung, dass in der Verbandsspitze "Führungs-, Team- und Kommunikationsfähigkeit" wieder hergestellt werden.
In der Trainerfrage warben Beckenbauer und Klinsmann unabhängig voneinander für eine gut durchdachte Entscheidung. "Das einzige, was die Hitzfeld-Absage gebracht hat, ist, dass wir jetzt in Ruhe suchen können. Keiner drängt uns mehr", meinte Beckenbauer. Klinsmann empfahl dem Verband, vor personellen Entscheidungen eine eingehende Analyse des schlechten EM-Abschneidens vorzunehmen. "Man sollte sich Zeit lassen, analysieren und dann entscheiden. Sie können auch in einigen Wochen oder erst Monaten einen Trainer benennen."