Wettskandal "Keine Gerüchte, es sind Fakten"

Die Münchner Tageszeitung "tz" hat sich für Fehler im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Wettskandal im deutschen Fußball entschuldigt. Der Chefredakteur bezeichnet die Quellen aber weiterhin als verlässlich.

Die Münchner Tageszeitung "tz" entschuldigt sich offiziell für Fehler in ihrer Berichterstattung. Chefredakteur Karl Schermann erklärte am Freitagabend in München, in der Ausgabe vom Donnerstagabend hätten sich zwei Fehler eingeschlichen: "Für diese Fehler möchten wir uns in aller Form entschuldigen und noch einmal klar stellen: Die drei Spieler waren nicht bei der Polizei".

Auch würden Bastian Schweinsteiger, Paul Agostino und Quido Lanzaat nicht als Beschuldigte bei der Staatsanwaltschaft München geführt. Schermann betonte, dass die Fehler sofort korrigiert worden seien und in der Hauptausgabe vom Freitag nicht mehr erschienen seien. "Dennoch bleibt: Ihre Namen fallen immer wieder", fügte er hinzu. Nun müsse man abwarten, was passiere. Die Informationen der Zeitung speisten sich aus verlässlichen und sehr guten Quellen.

"Das muss in einer demokratischen Gesellschaft möglich sein"

"Keine Gerüchte, kein Hörensagen es sind Fakten." Die Dementis der Staatsanwaltschaft seien nachvollziehbar und nicht anders zu erwarten gewesen. "Es gibt kein offizielles Ermittlungsverfahren gegen die drei. Die Staatsanwaltschaft sammelt zurzeit Hinweise zu einem mutmaßlichen Wett-Skandal. Deshalb kann es auch keine Bestätigung der Staatsanwaltschaft geben", erklärte der "tz"-Chefredakteur.

Man habe auch nicht behauptet, dass die drei Spieler aktiv an einem Wett-Skandal beteiligt seien, sondern lediglich darüber berichtet, dass diese Namen im Zusammenhang mit den Ermittlungen auftauchten. "Das muss in einer demokratischen Gesellschaft mit der grundgesetzlich garantierten Pressefreiheit möglich sein", betonte Schermann. Sollte sich nach den Vorermittlungen und polizeilichen Befragungen herausstellen, dass die drei nichts mit der Sache zu tun haben, werde die "tz" als erste Zeitung darüber berichten. "Nicht klein und verschämt, sondern groß. Im Rahmen eines offenen Journalismus", versprach der Chefredakteur.

Auch TSV 1860 will Spieler schützen

Bayern-Manager Uli Hoeneß kündigte unterdessen Strafanzeige gegen die beiden verantwortlichen "tz"-Journalisten sowie Hausverbot für die Zeitung beim FC Bayern an. Er sprach von "Missbrauch der Pressefreiheit". "Was die 'tz' gemacht hat, ist Wahnsinn." Solche "Effekthascherei" führe dazu, einen Menschen kaputt zu machen. Schweinsteiger "hat nichts verbrochen". Bayern-Trainer Felix Magath sagte, der 21-Jährige spiele noch nicht mal Karten. "Er ist kein Typ dafür, er wettet nicht."

Auch der TSV 1860 stellte sich vor seine beschuldigten Spieler Agostino und Lanzaat, die die Vorwürfe zurückgewiesen hatten. "Solange wir keine Fakten auf dem Tisch liegen haben, werden wir unsere Spieler schützen", sagte Vizepräsident Wolfgang Hauner. Manager Stefan Reuter sagte, der TSV habe sich "von beiden Spielern Schriftstücke geben lassen, dass sie nicht auf Spiele des TSV 1860 gewettet haben". In die Verträge sei seit dem Fall Hoyzer ein Passus aufgenommen, der dies verbiete.

AP/DPA/kbe

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