Es erinnert ein bisschen an das Gebaren des früheren US-Präsidenten Donald Trump: Der Aufsichtsratsvorsitzende des Zweitligisten Würzburger Kickers, Thorsten Fischer, hat die millionenschweren Sponsorenverträge seines Unternehmens Flyeralarm mit DFB und Nationalmannschaft gekündigt, nachdem ihm eine Schiedsrichter-Entscheidung im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg nicht gepasst hat.
Die Begründung lautete: Insgesamt hätten DFB-Schiedsrichter nun schon "elf spielentscheidende Fehlentscheidungen" gegen die Mannschaft getroffen. "Ich habe den Glauben wie Hoffnung an eine Gleichbehandlung und seriöses Geschäftsgebaren verloren", warf Fischer dem Verband vor. Es war wie einst beim "Dealmaker" Trump: Wenn die eine Hand nicht die andere wäscht, gibt's eben keinen Deal. Punkt.
Felix Magath sekundiert als Lobbyist
Wobei das Wort 'kündigen' vielleicht ein wenig übertrieben ist. Denn noch ist nicht ganz klar, welche finanzielle Unterstützung Fischer streicht, die insgesamt bei rund vier Millionen Euro liegen soll. Verträge, die wie bei der Bandenwerbung bis 2023 laufen, werden erfüllt, versicherte das Unternehmen. Auch das Namenssponsoring der Frauen-Bundesliga wird wohl unangetastet bleiben. Aber dennoch: Fischer hatte seinen Auftritt.
Sekundiert wurde die öffentlichkeitswirksame Verlautbarung von Felix Magath, den Fischer vor anderthalb Jahren zum "Head of Global Soccer" von Flyeralarm machte. "Ich habe den Verantwortlichen bei den Kickers schon länger geraten, sich viel deutlicher zu den Fehlentscheidungen zu äußern, weil sie sonst nie gehört werden", warf sich Felix Magath für seinen Arbeitgeber pflichtgemäß in die Bresche. "Die Kleinen haben keine Lobby. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison."
Nun ist so ein Verhalten natürlich lächerlich, und vor allem wirkt es unprofessionell. Man stelle sich nur einmal vor, Borussia Dortmund oder der FC Bayern München würden über gemeinsame Sponsoren Druck auf den DFB ausüben, weil ihnen ein Elfmeterpfiff gegen das eigene Team nicht in den Kram passt. Wir hätten eine Liga ganz nach Gutsherren-Art.
Der Auftritt war gut inszeniert
Deshalb kann man davon ausgehen, dass die Lächerlichkeit des Vorgangs wohl nur die halbe Wahrheit ist. Viel spricht dafür, dass die Aktion gut inszeniert war. Fischer ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, ein echter Selfmade-Millionär, der seine Onlinedruckerei Flyeralarm einst im elterlichen Keller gründete und zu einem millionenschweren Unternehmen mit rund 2400 Angestellten machte. Da er auch ein großer Fußballfan ist, stieg er 2014 bei den Würzburger Kickers ein. Mittlerweile hält Flyeralarm 49 Prozent der Fußball AG. Ohne ihn läuft nichts beim Noch-Zweitligisten. Doch Fischer liebt die große Bühne, er ist ein "Meister der Inszenierung" ("Süddeutsche Zeitung"), der genau weiß, wie man ein Unternehmen im Gespräch hält.
Jetzt, da die Würzburger Kickers abgeschlagen Tabellenletzter sind und nach 2017 vor ihrem zweiten Abstieg in die dritte Liga stehen, hat sich die Fußballbegeisterung vielleicht ein wenig gelegt. Schließlich geht es auch immer ums "Business". Und wenn das nicht läuft, wählt einer wie Fischer eben einen lauten Abgang, um das finanzielle Engagement ein wenig runterzufahren. Aus Sicht der Kickers ist es ein Glück, dass es den DFB trifft. Sollte Fischer den Geldfluss irgendwann mal auch bei ihnen streichen, würde der Verein schnell wieder in die Bayern-Liga abrauschen. Das wären noch einmal zwei Klassen tiefer als die dritte Liga.