"Host a Fan" Zu Gast auch nach dem Abpfiff

  • von Kathrin Buchner
Unter dem Motto "zu Gast bei Fans" haben zwei junge Frauen tausenden WM-Fans aus aller Welt zu einem Schlafplatz verholfen. "Host a fan" heißt das Mitwohnportal und ist so erfolgreich, dass sie damit weitermachen.

Bleibt das neue Deutschland-Gefühl auch nach dem Abpfiff? Und sind die Deutschen bereit, nicht nur während der WM ihre Häuser und Wohnungen Fremden zu öffnen?

Das sind die Fragen, die Alexandra Tippenhauer derzeit am meisten beschäftigen. Denn"Host a Fan" soll weitergehen. Das Mitwohn-Portal im Internet, das die 29-Jährige zusammen mit ihrer gleichaltrigen Freundin Nikola Günther vor gut einem halben Jahr in Windeseile aus dem Boden gestampft hat, wird auch nach dem Fußballfest den dunkelhäutigen Nku aus Trinidad zu Mama Müller ins bergische Wohnzimmer vermitteln.

Schließlich ist die positive Resonanz überwältigend. "Wahnsinn, wir haben so viele Emails bekommen, die Leute fragen, ob es danach weitergeht", sagt Alexandra Tippenhauer. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch mit Blick auf den Hamburger Hafen und blättert die ausgedruckten Emails durch. Ennie erzählt, dass bei ihr ein echter englischer Lord mit 6000 Euro Bargeld für Schwarzgeldtickets zu Gast war, Alec aus Trinidad ist völlig begeistert, wie nett seine Vermieter ihn aufgenommen hat und Marlies aus Karbach schreibt, wie sie mit ihren koreanischen Gästen auf den Fronleichnamumzug gegangen ist.

Last-Minute-Gäste sogar aus der Karibik

Fans aus 55 Nationen, 7.000 registrierte Nutzer und unzählige Last-Minute-Gäste - die Bilanz von "Host a Fan" kann sich sehen lassen. "Wir dachten, da kommen ein paar Leute aus Österreich und der Schweiz. Aber dass sogar Gäste aus der Karibik, Australien, Kanada und sogar Japan angereist sind, ohne vorher gebucht zu haben, und sich spontan bei den Vermietern melden, hätte ich nie gedacht", sagt Tippenhauer.

Motto: Wohnen bei Freunden"

Weg von Fifa-, Vips- und Sponsorenhype sondern etwas für echte Fußballfans, wollten Alexandra Tippenhauer, die vorher bei einer Veranstaltungsagentur gearbeitet hat, und Nikola Günther, die ihren Job im Handel geschmissen hatte, zur WM starten. Aus "zu Gast bei Freunden" entwickelten sie ihr Motto "Wohnen bei Freunden". Obwohl die Idee so einfach ist, gab es bisher ein solches Angebot noch nicht. In nur einem halben Jahr ließen die beiden Frauen eine professionelle Datenbank programmieren, suchten sich Unterstützung bei den Fanbeauftragten der Städte, schafften es, bei Google gelistet zu werden und sicherten sich die Aufmerksamkeit der Medien. Die Aufmerksamkeit ist ihnen gewiss: Ständig rufen auf Tippenhauers Handy Journalisten an, die für eine Geschichte ausländische Fans oder Vermieter vermittelt haben wollen.

Kein Vermitteln sondern Prinzip selbst wählen

Das Prinzip von "Host a Fan" ist denkbar einfach: Gegen ein geringes Entgelt können die Vermieter ihre Anzeige einstellen. Die Gäste werden nicht vermittelt, sondern es ist lediglich eine Plattform, eine Internetseite, auf der Vermieter und Unterkunftssuchende Kontakt aufnehmen und selbst auswählen. "Eigentlich dachten wir, es würden vor allem junge Leute und Studenten nützen. Aber das Publikum ist querbeet, von 20 bis 60. Single, Mütter, die das einfach durchziehen, und die Familie muss mitmachen", sagt Tippenhauer.

Private Gäste auch nach der WM

Finanziert wird das Projekt mit Anzeigen auf der Internetseite. Mittlerweile decken die Einnahmen die Ausgaben, aber leben können Tippenhauer und Günther davon nicht. Dafür arbeiten beide noch nebenbei in ihren ursprünglichen Jobs. Der nächste Schritt ist aber schon gemacht: Gerade wird die Seite umgebaut, und demnächst kann jeder, der eine private Bleibe sucht, wieder bei "Host a Fan"vorbei surfen. Auf dass auch nach dem Fußball-Partyrausch Deutschlands Türen für ausländische Gäste offen stehen.

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