Ballack-Interview "Ich muss es akzeptieren"

Michael Ballack spricht im Interview über seine Meinungsverschiedenheiten mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann und das Gefühl, im WM-Auftaktspiel auf der Bank zu sitzen.

Wie war das Gefühl auf der Bank?

Ballack: "Man sitzt nicht gerne draußen, das ist klar. Aber ich denke, wir können hochzufrieden sein. Wir haben ein abwechslungsreiches Spiel gesehen mit vielen Toren; zwei sogar der Marke Traumtor von Philipp Lahm und Torsten Frings. Die Zuschauer sind voll auf ihre Kosten gekommen."

Der Schönheitsfehler waren wohl die Abwehrprobleme und die Gegentreffer?

Ballack: "Wir haben nicht viel zugelassen, aber die zwei Chancen, die Costa Rica hatte, macht ein Klassestürmer halt rein. Das war ein Manko und ist auch ein Fingerzeig für die nächsten Spiele gegen die noch stärkeren Gegner. Wir müssen noch konzentrierter sein."

Wann hat Jürgen Klinsmann Ihnen gesagt, dass Sie nicht spielen?

Ballack: "Ich hatte dem Trainer am Tag vor dem Spiel mitgeteilt, dass es besser geht, dass es mir gut geht, dass ich spielen möchte, dass ich spielen kann und beschwerdefrei bin. Er hat sich dann noch einmal mit dem Doktor abgesprochen und dann gesagt, dass ein Einsatz zu viel Risiko berge."

Konnten Sie die Begründung nachvollziehen?

Ballack: "Ich muss es akzeptieren. Ich hätte natürlich gerne gespielt. Wenn man die Atmosphäre und Stimmung beim Eröffnungsspiel sieht - das hätte ich auch gerne gehabt."

Gehen die Spekulationen über Ihre Rückkehr ins Team jetzt weiter bis zum Polen-Spiel? Oder ist schon klar, dass Sie beim zweiten Spiel dabei sein werden?

Ballack: "Ja, ja, ich glaube schon."

Wie geht es jetzt bis Mittwoch weiter?

Ballack: "Wir haben jetzt einige Tage Zeit. Ich werde vielleicht noch ein, zwei Tage dosiert trainieren. Ich werde mich mit dem 'Doc' absprechen, denn er hat ja auch ein großes Wort mitgesprochen."

Welche Rolle spielt der so genannte "Wunderheiler" Kurt Schweinberger, den aus der Mannschaft nicht nur Sie aufsuchen?

Ballack: "Das ist ein ganz normaler Energetiker. Das ist, wie wenn einer zum Heilpraktiker oder Zahnarzt geht. Das ist etwas ganz Normales. Den nehmen einige Spieler schon seit längerem in Anspruch. Da braucht man nichts zu dramatisieren oder von Guru oder Wunderheiler zu sprechen. Das ist eine Sache, die Spieler in ihrer Freizeit in Anspruch nehmen und mehr nicht."

Würden Sie Ihr Verhältnis mit Jürgen Klinsmann als belastet bezeichnen?

Ballack: "Nein, nein."

Hätte man Ihre Aussagen und die des Bundestrainers besser abstimmen müssen?

Ballack: "Ja, gut. Aber wenn zwei verschiedener Meinung sind - und das waren wir ja. Ich wollte spielen, und er hat das nicht ganz so gesehen. Dann bin ich natürlich im ersten Moment enttäuscht, aber ich muss das akzeptieren. Der Trainer entscheidet - und das ist auch okay."

Es wurde auch in Frage gestellt, ob Sie sich richtig verhalten haben beim Umgang mit der im Kolumbien-Spiel erlittenen Verletzung. Jürgen Klinsmann vermutete, Sie hätten die Sache "unterschätzt".

Ballack: "Mir hat er etwas anderes gesagt. Ich habe mich absolut professionell verhalten. Ich habe das Sonntagabend gemerkt und mich Montag sofort in Behandlung begeben und alles dafür getan, fit zu werden."

Wie geht es weiter gegen Polen?

Ballack: "Ich hoffe natürlich, dass der Auftaktsieg beflügelt, dass die Last etwas abgefallen ist. Ich hoffe, dass uns der Sieg einen Schub gibt."

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Aufgezeichnet von Klaus Bergmann, DPA

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