Fan-Invasion Englische Hools schon in Deutschland

In London wurde jetzt bekannt, dass mehr als 300 englische Hooligans ihre Pässe nicht abgegeben haben. Das Innenministerium äußerte die Befürchtung, dass einige bereits nach Deutschland eingereist sind. Auch aus anderen Ländern droht Gefahr.

Insgesamt richtet sich das Ausreiseverbot gegen mehr als 3300 Personen, die bereits als Gewalttäter aufgefallen waren. In den Medien wurde berichtet, dass sich viele potenzielle Gewalttäter zurückgehalten hätten, um die Fahrt zur WM nicht zu gefährden. Mit Sorge sieht die britische Polizei ein mögliches Achtelfinale der englischen Mannschaft gegen Deutschland oder Polen.

Polen und Engländer schicken das größte Aufgebot polizeilicher Experten nach Deutschland. Eine Liste von mehr als 600 Gewalttätern, die in Polen Stadionverbot haben, wurde an die deutschen Behörden weitergegeben. Angesichts der historischen Erfahrungen der Polen, für die der Reisepass ein Symbol der Freiheit ist, wird der Einzug dieser Personaldokumente nicht erwogen. "Wir leben in einem demokratischen Land und können ihnen die Ausreise nicht verbieten", sagte der polnische Polizeichef Marek Bienkiwski. "Aber sie sind unter unserer besonderen Aufsicht."

Böhmen als Ausgangspunkt

In Österreich, das zusammen mit der Schweiz Gastgeber für die Fußball-EM 2008 ist, spielt das Thema Hooligans bisher keine Rolle. Die Wiener Behörden wollen Deutschland vor allem bei der "Betreuung" ausländischer Fans unterstützen, die über Österreich zur WM reisen. Szenekundige Beamte sollen die Gruppen in Zivil begleiten, bekannte Krawallmacher von Anfang an von den regulären Anhängern absondern und notfalls auch an der Weiterreise hindern.

Der Sprecher der Fans der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft, Lubomir Carnogursky, sagte: "Es ist für mich unvorstellbar, dass sich tschechische Hooligans organisieren und nach Deutschland fahren. Einzelfälle sind natürlich möglich." Die tschechische Polizei hat damit begonnen, Hotels und Pensionen im Grenzgebiet zu Deutschland nach Risikopersonen abzusuchen. Es gebe Hinweise, dass ausländische Problemfans Böhmen als Ausgangspunkt für Aktivitäten während der WM nutzen, heißt es.

Reisefaule Tifosi

In Frankreich wird geschätzt, dass unter den erwarteten 15 000 Fans der "Bleus" etwa 500 sind, die von ihren Vereinen als möglicherweise "gewalttätig" oder "harter" Kern eingestuft werden. Die Sportzeitung "LEquipe" meinte aber, die Spiele der französischen Mannschaft dürften kaum gestört werden: So groß sei das Interesse und Engagement nicht, und unter den verschiedenen Gruppen gebe es außerdem keine Verbindung.

Italienische Tifosi gelten zwar als ausgesprochen radikal und gewaltbereit, immer wieder kommt es zwischen Mailand und Palermo zu Zwischenfällen, nicht selten sind Neonazis dabei. Aber die Fans sind zugleich ausgesprochen reisefaul, ihre Squadra Azzurra lassen sie praktisch ohne heimische Fanbegleitung ins Ausland. "Die Tifosi, die zur WM in die deutschen Stadien kommen, sind ganz überwiegend in Deutschland lebende Italiener", meint ein Experte in Rom.

Risikospiel Portugal vs. Angola

In Spanien werden von den eigenen Fans keine Krawalle erwartet. Ein Hooligan-Phänomen in punkto Nationalmannschaft gebe es in Spanien eigentlich nicht, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Nationalelf spielt im Vergleich zu den Vereinen in Spanien auch nur eine untergeordnete Rolle. Mit Ausschreitungen während der WM haben portugiesische Hooligans gedroht und Aktionen für das Spiel zwischen der Ex-Kolonie Angola und Portugal am 11. Juni in Köln angekündigt.

DPA

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