Ronaldinho Die gescheiterte Ikone

Die WM sollte seine Heiligensprechung werden, doch am Ende wurde er zur Symbolfigur des brasilianischen Debakels: Ronaldinho wirkte ausgebrannt und wurde Opfer des Spielsystems.

Alles war für die Heldenfeier hergerichtet: der rote Teppich war ausgerollt, die Trophäe für den besten Spieler - der "Goldene Ball"- stand bereit. Doch am Ende hatte Ronaldinho nur ein weißes Trikot in seiner Hand. Lieblos hatte er es nach dem Desaster gegen Frankreich zusammengeknüllt und war mit gesenktem Kopf und leerem Blick in die Kabine getrottet. "Eine Niederlage wie diese zu erleiden, das ist ein großer Schock", gab der brasilianische Superstar später einsilbig zu Protokoll. "Es ist ein großer Schock, ich habe mich daran gewöhnt zu gewinnen". Sätze, die rein garnicht zu ihm passen, dem großen Ballverliebten.

Fast alles hat der 26-jährige schon gewonnen. Weltmeister war er bereits 2002. Dieses Jahr mit dem FC Barcelona eine glanzvolle Saison gespielt, die Champions League und die spanische Meisterschaft gewonnen. Bei der WM sollte er die große Figur einer triumphierenden Mannschaft sein. Wie einst Pelé oder Maradona. Doch der Ballzauberer geriet zur Symbolfigur einer gescheiterten Startruppe, er wirkte ausgebrannt: Kein Tor erzielt, nur eines vorbereitet, in fünf Spielen nur sieben Mal auf das gegnerische Gehäuse geschossen und am Ende sang- und klanglos ausgeschieden. "Der Titelgewinn – das war das Ziel; es nicht erreicht zu haben, macht mich enorm traurig". Das sind nun die Sätze, die er sagen muss.

Tragische Geschichte

Das Spiel gegen Frankreich war symptomatisch für sein Spiel bei dieser WM. Selten war Ronaldinho so auf dem Platz umhergeirrt wie am Samstag in Frankfurt, in jenem Stadion, in dem er vor einem Jahr beim 4:1-Sieg gegen Argentinien im Confed Cup sein bisher letztes Tor für die "Seleção" erzielt hatte. Ronaldinho, der in Barcelona auf Linksaußen stürmt, musste plötzlich neben Ronaldo in der Spitze spielen. Bereits in den Begegnungen zuvor hatte er oft vergeblich versucht, Bindung zu den schwerfälligen Angreifern Adriano und Ronaldo zu finden. Das "magische Viereck" mit Ronaldinho, Ronaldo, Kakà und Adriano - eine tragische Geschichte bei dieser WM.

Alle jene können sich bestätigt fühlen, die immer wieder gesagt hatten: In der Nationalmannschaft hat Ronaldinho noch nie das gezeigt, was ihn in seinem Verein zum besten Fußballer der Welt gemacht hat. "Wir haben bis zur letzten Sekunde gekämpft", sagte Ronaldinho trotzig. Müde fügte der Superstar a.D. hinzu: "In vier Jahren ist wieder eine WM".

Christoph Marx mit DPA

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