Mögen die Messi-Spiele beginnen! Die "Hand Gottes" hat dem Fußball-Messias höchstpersönlich den Segen kurz vor dem ersten WM-Auftritt erteilt. "Ich wünsche mir von ganzem Herzen für Lio, dass er ein großartiger Hauptdarsteller und der beste der Welt aller Zeiten sein wird", sagte Argentiniens gut aufgelegter Nationaltrainer Diego Maradona am Freitag im WM-Stadion von Pretoria. Und ergänzte: "Ich würde es toll finden, wenn er denselben Einfluss hätte, wie ich ihn 1986 hatte."
Gegner Nigeria ist die mögliche Messi-Mania egal, solange der 1,69 Meter große Ballflüsterer gegen die zweikampfstarken und körperlich robusten Afrikaner nicht zu seinen atemraubend-gefährlichen Dribblings ansetzt. "Messi ist der beste Spieler der Welt. Wir müssen dafür sorgen, dass er nicht zum spielen kommt", betonte Bundesliga-Legionär Obafemi Martins. Der Profi vom VfL Wolfsburg warnte aber auch davor, sich nur auf Messi zu konzentrieren. "Alle reden nur von Messi, Messi, Messi. Aber die haben noch viel mehr Weltklasse-Spieler."
"Er sollte das Sahnehäubchen sein"
Dessen ist sich Maradona, der ausführlich den Hunderten von Journalisten im überfüllten Pressekonferenzraum Rede und Antwort stand, sehr bewusst. Hinter Messi stehe ein ganzes Team. Und der noch 22 Jahre alte Weltfußballer, der mit dem FC Barcelona alles gewann, was es zu gewinnen gibt? "Er sollte das Sahnehäubchen sein", meinte Maradona, nachdem er sein Team zuvor schon mit einem Rolls Royce verglichen hatte - mit Messi am Steuer. "Messi weiß sehr gut, dass er den Unterschied in einem Spiel ausmachen kann", erklärte der Coach der "Gauchos", die sich in den Tagen vor dem ersten Match an diesem Samstag im Ellis Park von Johannesburg (16.00 Uhr) ausgesprochen locker gegeben hatten.
Seinem üppigen Offensiv-Angebot mit dem voraussichtlichen 83-Tore Sturm Messi (34 Meisterschaftstreffer mit Barcelona), Gonzalo Higuain (27/Real Madrid) und Carlos Tevez (22/Manchester City) opfert Maradona wohl einen Abwehrspieler: Defensive im Dreipack mit Bayerns Manndecker Martin Demichelis statt Viererkette. Komplettiert wird die rustikale Reihe vor Keeper Sergio Romero von Gabriel Heinze und Walter Samuel - nicht unbedingt mehr die schnellsten ihrer Zunft.
Vielleicht auch deshalb gibt sich Nigerias ehemaliger Arsenal-Star Nwankwo Kanu ausgesprochen optimistisch: "Ich erwarte ein enges Spiel am Samstag, aber der Sieg wird unser sein". Auch wenn die Afrikaner auf ihren nicht rechtzeitig von einer Knieblessur genesenen Antreiber John Obi Mikel verzichten müssen, ist die Truppe des schwedischen Coaches Lars Lagerbäck hochmotiviert. "Es ist Zeit für die Revanche", sagte Taye Taiwo, Teamkollege von Heinze bei Olympique Marseille. Die WM-Niederlagen 1994 (1:2) und 2002 (0:1) sollen ausgemerzt werden.
Mehr als 100 Spieler getestet
Aber nicht mit Maradona, der auf dem Weg nach Südafrika über 100 Spieler getestet hat und nach der mühsam geschafften Qualifikation für seine Beleidigungen vom Weltverband FIFA für die Auslosung zur Unerwünschten Person erklärt worden war. "Ich glaube fest an diese 23, ich würde für sie sterben", meinte Maradona voller Pathos.
Aber es gibt auch jede Menge Gelassenheit beim Ober-Gaucho. "Als Spieler war ich nervöser", erklärte er und freute sich über ein Trikot in den südafrikanischen Farben und mit Unterschriften sowie Widmungen von Kindern („Maradona - We Love You“). Und als dann auch noch der in Südafrika geborene Ex-Liverpool-Keeper Bruce Grobbelaar Maradona eine Frage stellte, feixte Maradona gleich mit weit ausgestreckten Armen.
Den Ernst der Lage hat er genauso erkannt. "Ich weiß auch, was die Leute zu Hause erwarten und denke, dass wir am Samstag anfangen, unseren Traum zu leben", so Maradona. Titel Nummer drei nach 1978 und 1986 soll her. Dazu muss Messi, der mit der einstigen Maradona-Nummer 10 auflaufen wird, aber leibhaftig sein Können auch im argentinischen Dress abrufen. "Ich träume davon, ins Finale einzuziehen, zu gewinnen und den Pokal in die Höhe zu recken. Wie wir dorthin kommen, darüber habe ich noch nicht wirklich nachgedacht, aber ich bin sicher, dass wir gewinnen werden", sagte er. Möge Messi damit beginnen.