WM-Spielbericht Maradona lässt den Messi los

Von Klaus Bellstedt, Johannesburg
Die Argentinier siegten in ihrem WM-Auftaktspiel gegen Nigeria nur mit 1:0. Aber die Überlegenheit war viel größer, als es das Ergebnis widerspiegelte. Das lag vor allem an einem Mann: Lionel Messi.

Die WM findet zwar in Afrika statt, aber das heißt nicht, dass afrikanische Teams das neutrale Publikum automatisch auf ihrer Seite haben. Frenetisch wurden die Argentinier bei ihrem ersten Auftritt bei dieser Weltmeisterschaft gegen Nigeria im "Ellis Park Stadium" von Johannesburg gefeiert - und zwar schon vor dem Anpfiff. Die Vorfreude bei den Fans auf das Starensemble von Trainer Maradona war enorm. Sie sollten nicht enttäuscht werden.

Die "Albiceleste", so wird die Mannschaft wegen ihrer hellblau-weiß gestreiften Trikots in der Heimat genannt, brannte in den ersten Minuten bei angenehmen Temperaturen um die 16 Grad ein wahres Offensivfeuerwerk ab. Tevez und Messi wirbelten die bemitleidenswerte nigerianische Defensive nach Belieben durcheinander. Die Führung war nicht überraschend, eher das Zustandekommen. Nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einer Standardsituation fiel das verdiente 1:0. Veron brachte einen Eckball von rechts in die Mitte, wo Abwehrspieler Gabriel Heinze am Elfmeterpunkt hochstieg und die Kugel per Flugkopfball in den linken Winkel wuchtete (6.).

Stürmische Anfangsminuten der Argentinier


Nach stürmischen Anfangsminuten beruhigte sich die Partie, obschon Argentinien weiter klar den Ton angab. Nigeria mit Hoffenheims Chinedu Obasi in der Startelf spielte typisch "afrikanisch". Durchs Mittelfeld wurde zwar ganz ansehnlich kombiniert, aber spätestens am 16-Meter-Raum war Schluss mit der Herrlichkeit. Ganz anders die "Gauchos": In der 37. Minute war es dem bärenstarken Lionel Messi vorbehalten, Nigerias Keeper Vincent Enyeama mit einem fantastischen Schlenzer zu einer Glanztat zu zwingen. Das wäre das 2:0 gewesen.

Unter der sicheren Leitung des deutschen Schiedsrichters Wolfgang Stark ging es kurz danach für beide Teams in die Halbzeitpause. Wobei: Die Nigerianer ließen sich noch etwas Zeit mit ihrem Kabinengang. Sie bildeten am Anstoßpunkt einen Kreis und schworen sich noch vor den Kaltgetränken auf die zweiten 45 Minuten ein. Und weil doppelt genäht bekanntlich noch besser hält, wiederholten die Afrikaner ihr Ritual vor dem Wiederanpfiff gleich nochmal. Allein, es nützte nichts.

Angetrieben von Messi


Angetrieben vom überragenden Messi, der es meist mit zwei, manchmal auch drei Gegenspielern zu tun bekam, ging es weiter nur in eine Richtung. Unten an der Seitenlinie in der Coaching-Zone war dem großen Diego Maradona die Freude am Spiel der eigenen Mannschaft deutlich anzumerken. Wie ein Rumpelstilzchen im Maßanzug hüpfte "El Diez" permanent herum und setzte dabei sein breitestes Lächeln auf. Das Einzige, was Maradona wurmte, war, dass die Seinen es verpassten, das 2:0 zu machen. Messi verpasste es nach gut einer Stunde mit einem Drehschuss, seine Leistung mit einem Tor zu krönen. Der Ball trudelte um Zentimeter am linken Pfosten vorbei ins Aus. Kurz danach scheiterte Higuain am guten Torwächter Enyeama.

20 Minuten vor Schluss wachten die Nigerianer dann plötzlich doch noch auf - auch weil sie sich im Spiel nach vorn endlich mehr zutrauten. Der aufgerückte Linksverteidiger Taye Taiwo von Olympique Marseille hätte mit einem strammen Linksschuss um ein Haar den Spielverlauf auf den Kopf gestellt, aber sein Spannstoß fegte am rechten Tor vorbei ins Aus. Noch ein paar Distanzschüsse, aber mehr kam nicht von den Afrikanern.

Messie spielt bis zum Ende groß auf


In der Schlussphase verwalteten die Argentinier den knappen, aber letztlich nie gefährdeten, Vorsprung und taten nicht mehr als nötig. Ein Spieler war davon aber ausgenommen: Lionel Messi. Der kleine Tempodribbler vom FC Barcelona spielte bis zum Ende groß auf und wollte unbedingt sein Tor. Sein enormer Aufwand blieb aber unbelohnt. Die "Gauchos" siegten am Ende in ihrem WM-Auftaktspiel hochverdient mit 1:0 gegen Nigeria und gelten nach dieser Partie mehr denn je als einer der Topfavoriten auf den Titel bei der WM in Südafrika. Ein Blick auf die Bank der Argentinier lässt für die kommenden Gegner Böses erahnen. Dort saßen gegen Nigeria zum Beispiel die Herren Maxi Rodriguez, Diego Milito und Sergio Aguero nebeneinander.

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