Vor zehn Jahren machte Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger erstmals öffentlich, dass er schwul ist. Seither hat sich kein professioneller Fußballspieler in Deutschland mehr geoutet – aber für den 17. Mai 2024 wurde ein Gruppen-Coming-out ausgerufen, angeblich von mehreren Profispielern. Marcus Urban arbeitet in der Initiative mit, die den Stichtag vorbereitet, er weiß aus eigener Erfahrung, was auf dem Spiel steht. Urban war, lange vor Hitzlsperger, der erste deutsche Fußballspieler, der sich geoutet hatte.
Urban galt in in der DDR als großes Talent, bei Rot-Weiß Erfurt spielte er in der Nachwuchsoberliga mit späteren Stars wie Steffen Freund, Bernd Schneider und Thomas Linke zusammen. Doch noch bevor seine Karriere wirklich Fahrt aufnehmen konnte, warf er hin: Zu groß war der Druck, seine Sexualität verstecken zu müssen. Aus Angst vor Repressalien, Diskriminierung und Ablehnung kehrte Urban in den frühen 1990er Jahren dem Profigeschäft den Rücken, mit gerade einmal Anfang 20.
Heute arbeitet er als Projektleiter der Kampagne "Sports Free" im Verein für Vielfalt in Sport und Gesellschaft e.V., mit der er queeren Sportler:innen die Möglichkeit geben will, sich über ein Gruppen-Coming-Out öffentlich zu positionieren. An dem Projekt beteiligen sich Vereine wie Borussia Dortmund, FC St. Pauli, VfL Osnabrück, VfB Stuttgart, Union Berlin und der SC Freiburg. Urban ist außerdem Diversity-Coach und Unternehmensgründer. Über Homosexualität im Profisport und sein eigenes Coming-Out hat er in seiner Biografie "Versteckspieler" geschrieben.