Twitter-Statement Lochte: "Es ist traumatisch, nachts in einem fremden Land unterwegs zu sein"

Sind die US-Schwimmer um Ryan Lochte in Rio de Janeiro tatsächlich überfallen worden oder haben sie die Geschichte erfunden? Er entschuldigt sich, bleibt aber bei seiner Geschichte. Dem IOC reicht das offenbar.

US-Schwimmstar Ryan Lochte hat sich für sein Verhalten in der Affäre um einen vermeintlichen Raubüberfall auf ihn und drei Teamkollegen entschuldigt. Er bedauere, den Vorfall nicht umsichtiger und aufrichtiger geschildert zu haben, schrieb Lochte am Freitag auf Twitter. Mit einer Äußerung habe er gewartet, bis seine Teamkollegen wieder sicher in den USA angekommen seien.

Die vier US-Schwimmer hatten zunächst angegeben, in Rio de Janeiro überfallen worden zu sein. Zeugenaussagen und Videoaufnahmen legten jedoch nahe, dass ein Schwimmer in einer Tankstelle randaliert habe. Nach einer Auseinandersetzung mit bewaffneten Sicherheitsmännern hätten die Schwimmer Geld für den Schaden hinterlassen und daraufhin gehen dürfen.

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Ryan Lochte übernimmt die Verantwortung

"Es ist traumatisch, nachts mit seinen Freunden in einem fremden Land - mit einer Sprachbarriere - unterwegs zu sein, und sich einem Fremden mit einer Waffe gegenüber zu sehen, der Geld will, um dich gehen zu lassen", schrieb Lochte nun. Die Situation sei zu vermeiden gewesen. "Ich übernehme die Verantwortung für meine Rolle und habe meine Lektion gelernt."

Zuvor hatte sich bereits das Nationale Olympische Komitee der USA bei den Olympia-Gastgebern entschuldigt. Das Verhalten der Schwimmer sei "weder akzeptabel, noch repräsentiere es die Werte des Team USA", hieß es einer USOC-Mitteilung. Der US-Schwimmverband denkt über Strafen für die Beteiligten nach.

IOC akzeptiert Entschuldigung

Das IOC und die Rio-Organisatoren akzeptierten indes die Entschuldigung. "Es ist klar, das die Gefühle vieler in diesem Land verletzt sind. Das IOC hat großes Verständnis, dass die Menschen verärgert sind. Die Entschuldigung ist angemessen. Wir begrüßen sie", sagte IOC-Sprecher Mark Adams und Mario Andrada fügte als Sprecher des Organisationskomitees hinzu: "Wir akzeptieren natürlich seine Entschuldigung. Das brasilianische Volk war sehr enttäuscht."

Der US-Schwimmer James Feigen erhielt gegen eine Spende in Höhe von umgerechnet 9600 Euro seinen Reisepass zurück. Feigens Spende von 35.000 Reais kommt nach Angaben des Portals "O Globo" dem Instituto Reação zugute, einem Sozial- und Sportprojekt in mehreren Favelas. Hier fing auch die brasilianische Olympiasiegerin Rafaela Silva mit dem Judosport an, die aus der Favela Cidade de Deus stammt.

Schwimmer in Brasilien festgehalten

Drei der Schwimmer waren zunächst in Brasilien festgehalten worden. Der sechsmalige Olympiasieger Lochte war vor ihnen bereits Richtung Florida ausgereist. In sozialen Medien in Brasilien wurde kritisiert, dass allein auf Basis der Aussagen von Lochte die Story von dem angeblichen Überfall weltweit verbreitet wurde.

Zunächst hatten die Schwimmer angegeben, in Rio angeblich von falschen Polizisten nach einer Partynacht im Taxi angehalten und ausgeraubt worden zu sein. Die Räuber hätten sich als Polizisten verkleidet, ein Täter habe ihm eine Waffe direkt an den Kopf gehalten. Lochte relativierte diese Aussagen später. Sie seien überfallen worden, als ihr Taxi an einer Tankstelle gehalten habe.

Randaliert und uriniert

Der angebliche Täter habe die Waffen ihm nicht direkt an den Kopf, sondern nur auf ihn gerichtet. Videos und Zeugenaussagen von der Tankstelle enthüllten eine andere Geschichte, demnach randaliert Lochte dort bei einem Stopp im Stadtteil Barra auf dem Weg zurück in das Olympische Dorf. Zudem sollen mehrere der Schwimmer nach Angaben eines Zeugens auf dem Tankstellengelände uriniert haben. Nach einer Auseinandersetzung mit zwei bewaffneten Sicherheitskräften hinterließen die Schwimmer Geld für den Schaden und durften gehen.

Dabei gab es von Anfang an widersprüchliche Angaben. "Sie wurden nicht die Opfer des von ihnen behaupteten Verbrechens", hatte Rios Polizeichef Fernando Veloso am Donnerstag betont. Das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) bestätigte im Wesentlichen die Angaben.

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DPA
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