Erst flogen die Fäuste, dann gab es Wortgefechte: Mit ihrem zweiten Weltmeistertitel ist Regina Halmich endgültig zu Deutschlands Box-Königin aufgestiegen, doch der Sieg gegen Daisy Lang verdarb der Karlsruherin total die gute Laune. "Es war nicht der Kampf des Jahres. Daisy ist zehn Runden lang vor mir weggelaufen, im Sparring werde ich mehr gefordert", schimpfte die 27-Jährige Samstagnacht im Anschluss an den Fight um den vakanten Titel im Junior-Bantamgewicht (52,163 kg) nach IWBF-Version in Kiel. "Aber wie heißt es bei Sven Ottke: Man muss auch schlechte Kämpfe bestehen", sagte Halmich nach ihrem 45. Sieg und eröffnete den verbalen Schlagabtausch nach dem stallinternen Universum-Kampf.
Daisy Lang: "Ich habe gewonnen"
Wie im Ring trat Halmich die Flucht nach vorn an, denn sie wusste, dass mancher der 4000 Zuschauer in der Ostseehalle leise Zweifel an der einstimmigen 3:0-Wertung der Punktrichter hatte. In Tränen aufgelöst wollte Daisy Lang sogar Stunden nach dem Duell die Niederlage nicht akzeptieren: "Ich habe gewonnen, das Urteil war Unfähigkeit", stammelte die gebürtige Bulgarin, die zu Jugendzeiten Halmich im Kickboxen einmal besiegt hatte. Tatsächlich verlegte sie sich im taktischen Stil eines Sven Ottke total aufs Kontern und überließ ihrer fünf Jahre jüngeren Kontrahentin die Initiative.
Langs Trainer Michael Timm pflichtete seiner Schülerin bei: "Es war kein Wegrennen. Sie hat aus dem Rückwärtsgang getroffen. Wir sind mit dem Urteil nicht einverstanden." Tatsächlich präsentierte sich die GBU-Weltmeisterin im Bantamgewicht nach einem Übungslager in Las Vegas gut austrainiert und konnte über die gesamten zehn Runden bestens kontra geben. Ihre sonst so gefürchteten unfairen Schläge und "Kopfnüsse" blieben ganz aus. Für den sportlichen Leiter von Universum, Jean-Marcel Nartz, war die dritte Niederlage der Wahl- Düsseldorferin im 22. Kampf dennoch gerechtfertigt: "Ich habe Regina vorn gesehen."
Keine Revanche für Daisy Lang
Daisy Langs Hoffnung auf Revanche machte Regina Halmich schnell ein Ende. "Das war ein reines Prestigeduell, ich werde nicht noch einmal zehn Runden lang flitzen. Ich musste in die höhere Gewichtsklasse und werde das nicht noch einmal tun", stellte die resolute Boxerin klar, die damit ihren zweiten WM-Titel auch gleich wieder niederlegte. Im Super-Fliegengewicht will sie ihre seit 1995 dauernde Dominanz allerdings noch ausbauen: "Ich freue mich auf weitere Kämpfe, auch wenn ich wohl langsam im letzten Drittel meiner Karriere angekommen bin." Daisy Lang dagegen kann sich freuen, wenn sie überhaupt noch einen Fight bekommt. Mit 32 Jahren ist ihre Laufbahn so gut wie beendet.
Von Britta Körber/DPA