Boxen Boxing Day - Kämpft Marco Huck bald im Schwergewicht?

Marco Huck träumt nach der erfolgreichen Titelverteidigung gegen Rogelio Omar Rossi von den ganz großen Kämpfen. Der 26-Jährige denkt über einen Aufstieg ins Schwergewicht nach, um die beiden Klitschkos herausfordern zu können. Wir haben bei seinem Promoter Kalle Sauerland nachgefragt. 

Marco Huck hätte sich am Samstag um ein Haar um seinen verdienten Sieg gebracht. Nach dem Kampf war das Thema Aufstieg ins Schwergewicht allgegenwärtig. Wir haben mit Hucks Promoter Kalle Sauerland über die Möglichkeit gesprochen, bald gegen die Klitschkos zu boxen.

Senior Rossi suchte das Unglück

Am Samstag konnte Marco Huck (34-1-0) seinen Weltmeistertitel im Cruisergewicht nach Version der WBO durch einen krachenden KO in der sechsten Runde erfolgreich verteidigen. Sein Gegner Rogelio Omar Rossi (17-3-1) präsentierte sich zu langsam und ideenlos, als dass er Huck hätte gefährlich werden können. Dass Huck trotzdem kurz um den Sieg zittern musste, hatte er in erster Linie sich selber zu verdanken. Der 26-Jährige ignorierte im Schlussspurt zum Ende der vierten Runde den Gong und hatte Glück, dass er von Ringrichter Paul Thomas nicht disqualifiziert wurde.

Manche wurden an die Szene von Arthur Abraham gegen Andre Dirrell erinnert. King Arthur verlor durch Disqualifikation, als er Dirrell geschlagen hatte, nachdem dieser zu Boden gegangen war. In beiden Fällen war der Kampf zwar unterbrochen, der Ringrichter aber zu weit weg vom Geschehen, um entscheidend dazwischen zu gehen. Der Unterschied – und damit Hucks großes Glück – war, dass Rossi die Gelegenheit nicht wie Dirrell nutzte und Kampfunfähigkeit signalisierte, sondern den Kampf fortsetzte.

Klitschkos langweilen! 

Trainer Uli Wegner war – nicht nur wegen des unkontrollierten Nachschlagens – nicht gänzlich zufrieden mit seinem Schützling. "Die ersten Runden waren nicht so toll. Er hat am Anfang nicht die Distanz gefunden“, so der erfahrene Trainer laut ard.de. Das Thema des Abends betraf allerdings nicht die Gegenwart sondern vielmehr die Zukunft von Marco Huck. Der selbsternannte Käpt'n will Kurs auf die schwere See nehmen und gegen die Klitschkos antreten. "Die meisten Boxfans haben von Vitali und Wladimir die Schnauze voll. Sie haben keine guten Gegner mehr. Es ist Zeit, sie aufzumischen. Mein Siegeswillen, mein Durchhaltevermögen, ein paar Kilos mehr, und ich schaffe das”, so Huck laut bild.de.

Während sein Trainer diese Pläne noch abtut ("Wir träumen später"), ist Marco Huck davon überzeugt, dass ein Kampf eine Gewichtsklasse höher keine all zu ferne Zukunftmusik sein muss. "Das kann schneller kommen, als manche denken. Man sieht ja, wie ich drauf bin. In meiner Klasse schlage ich alles kurz und klein", so Huck laut eurosport.yahoo.com.

Auch Bernd Bönte (Manager der Klitschkos) reagierte schon auf die Kampfansage in Richtung seiner Weltmeister aus der Ukraine. "Theoretisch ist alles möglich. Meine Telefonnummer ist ja bekannt. Aber Marco Huck müsste sich erst beweisen und sich in den Ranglisten hinten anstellen, wenn er ins Schwergewicht aufsteigt", so Bönte. "Ob seine boxerische Klasse allerdings ausreicht, weiß ich nicht."

Weil ihm die Gegner im Schwergewicht ausgehen, greift vor allem Wladimir Klitschko im Moment gerne auf ehemalige Cruisergewichtler zurück. Nach dem ehemaligen Cruiser-Champion David Haye steht  nun der Franzose Jean Marc Mormeck auf Wladimirs "Abschuss-Liste“. Angesichts dieser Gegnerwahl kann sich Huck vielleicht wirklich Chancen auf einen Kampf gegen einen der beiden Ukrainer ausrechnen. Wir haben die Diskussion zum Anlass genommen, um beim Chef von Marco Huck nachzuhaken.

Nachgefragt bei Kalle Sauerland (Sauerland Event)

sportal.de: Marco Huck kündigte an, er wolle ins Schwergewicht aufsteigen und sich die Klitschkos vornehmen. Gehen die Pferde da mit ihm durch?

Kalle Sauerland: Marco würde gerne ins Schwergewicht aufsteigen. Man kann es auch nicht ausschließen, ich glaube jedoch, dass es im Cruisergewicht noch viel zu tun gibt, da sind noch viele tolle Kämpfe möglich. Marco ist ja erst 26 Jahre alt, so etwas muss richtig geplant werden, das kann man nicht spontan machen.

Sie sind ja sein Chef, sie legen die Planung fest, also können sie ja sagen, wo es nun lang gehen soll, oder?

Kalle Sauerland: Ja, der Chef bin ich, aber dennoch bespricht man so etwas zusammen mit dem Athleten, seinem Trainer, seinem Vater, und natürlich ist auch mein Vater involviert. Das ist eine Entscheidung, die ich nicht alleine treffe. Wir werden uns zu Beratungen treffen und sehen, wie es weiter geht. Meine Meinung ist, dass es noch viele spannende Kämpfe im Cruisergewicht gibt.

Bernd Bönte sagte zuletzt in den Medien, Huck müsste sich in den Ranglisten zunächst hinten anstellen, aber seine Telefonnummer sei bekannt. Könnte es zu einer freiwilligen Titelvereinigung der Klitschkos gegen Marco Huck kommen, oder wird er sich zum Pflichtherausforderer hoch boxen müssen?

Kalle Sauerland: Marco ist ja nicht geranked, wie Herr Bönte schon sagte. Es müsste dann eine freiwillige Titelverteidigung der Klitschkos sein. Aber zunächst müsste dafür eine grundsätzliche Entscheidung gefällt werden, ob Marco ins Schwergewicht hoch geht. Und sollten wir diese treffen, dann würden wir uns in Ruhe ansehen, wie man am besten vorgeht.

David Haye, der ebenfalls aus dem Cruisergewicht hochkam, machte nur einen Kampf im Schwergewicht, traf dann sofort auf Nico Valuev und wurde Weltmeister. Es kann also durchaus schnell gehen?

Kalle Sauerland: Ja, das stimmt. Es kann sehr schnell gehen, und ich bin der Meinung, dass Marco physisch durchaus ins Schwergewicht passt. Marco läuft, was sein normales Gewicht angeht, mit 95 Kilogramm herum, generell würde er es also physisch packen. Und jeder Mensch weiß, je älter man wird, desto schwerer wird es, sein Gewicht zu halten. Aber das ist eine Entscheidung, die man in Ruhe und gut überlegt treffen muss, und ich bin wie gesagt dafür, dass Marco zunächst im Cruisergewicht bleibt.

Wer wird der nächste Gegner im Cruisergewicht? Bei der WBO käme als Pflichtherausforderer von Marco Huck der ehemalige Gegner Ola Afolabi infrage, der als Intercontinental-Champion momentan die Rangliste anführt, aber auch der Sieger zwischen Denis Lebedev und James Toney könnte ein Option sein, oder?

Kalle Sauerland: Sowohl gegen Afolabi als auch gegen Lebedev wären es spannende Rückkämpfe, aber wir müssen jetzt abwarten, wie die WBO entscheidet. Die WBO-Convention ist kommende Woche und mein Vater sowie Marco Huck werden dort vor Ort sein.

Es wurde bereits mehrfach über eine Titelvereinigung zwischen Huck und Krzysztof Wlodarczyk (WBC-Champion) spekuliert. Ist das noch ein Thema?

Kalle Sauerland: Das ist natürlich ein Thema. Wenn ich sage, es gibt noch viel zu tun im Cruisergewicht, dann meine ich Vereinigungskämpfe. Wlodarczyk hat eine schwierige persönliche Zeit hinter sich, jetzt muss er sich in Australien gegen Danny Green beweisen. Danach muss man sehen, wie es bei ihm weiter geht – aber es gibt ja auch noch andere Weltmeister.

Einer dieser anderen Weltmeister ist Yoan Pablo Hernandez, der wie Marco Huck auch bei Sauerland unter Vertrag steht. Da hat die IBF einen Rückkampf gegen Steve Cunningham anberaumt, sind sie damit unzufrieden?

Kalle Sauerland: Die Entscheidung ist vom Verband so gefallen. Für mich war der Niederschlag in der ersten Runde ein Knock Out. Cunningham hat dann 17 Sekunden Zeit bekommen sich zu erholen, danach auch noch eine lange Rundenpause. Der erste Kopfstoß von Cunningham, den würde ich mal als sehr rücksichtslos bezeichnen, ob es Absicht war, das weiß nur Cunningham selbst. Der Kampf drehte sich dann, Yoan Pablo Hernandez ist vom Gas gegangen, und Steve Cunningham ist gut in den Kampf reingekommen. Deshalb ist ein Rematch auf jeden Fall sportlich hoch interessant. Beide sind bei Sauerland unter Vertrag, aber durch die Aussagen beider Lager wird der Kampf nur noch brisanter. Es wird ein hoch interessanter Rückkampf, da bin ich sicher. Der Kampf wird Anfang 2012 stattfinden.

Ein weiterer Weltmeister, gegen den Marco Huck eine Titelvereinigung boxen könnte, wäre Guillermo Jones.

Kalle Sauerland: Jones ist sehr unberechenbar. Ich bin erstaunt, dass die WBA ihm so lange den Titel belässt, denn er verteidigt als Weltmeister seinen Titel nur sehr, sehr selten. Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass die WBA ihm den Titel wegen Inaktivität aberkennt, als Yoan Pablo Hernandez Interimsweltmeister geworden ist. Mit so jemandem ist es natürlich schwer, einen Kampf zu machen, aber ich weiß, dass Marco sofort gegen ihn antreten würde. Wir müssen jetzt die Entscheidung der WBO abwarten, ob Marco die Pflichtverteidigung boxen muss. Vielleicht gibt es ja auch noch erst einen Eliminator um die Pflichtherausforderung, dann wäre noch Zeit für einen anderen Kampf.

Das Gepräch führte Michel Massing 

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