Der schwarze Bulle steht eingezwängt im engen Gatter. Der Cowboy steigt vom Zaun auf den breiten Rücken des Tieres. Mit dem Handschuh wickelt er sich fest in den vorderen Leibriemen des Bullen. Das Tier schnaubt. Dann fliegt das Gatter auf. Die Menge in der Arena tobt. Der Bulle stampft, er dreht sich, springt, wendet in der Luft, er buckelt und grunzt.
Bullenreiten ist die Königsdisziplin des amerikanischen Rodeos. Beim Bullriding muss man eiskalte Nerven haben - als Cowboy und als Zuschauer. Von Nahem wirken die tonnenschweren Bullen wie Monster. Man muss schon einen starken Drang zum Abenteuer und Risiko haben, um sich auf eines dieser mächtigen Tiere zu setzen. Der Cowboy muss acht Sekunden auf dem Rücken bleiben und darf sich nur mit einer Hand festhalten. Dann erklingt die Glocke und die Juroren verteilen ihre Punkte für die Performance.
Preisgelder in Höhe von mehr als 30 Millionen Dollar
Bullriding ist "in" und zieht in den USA jedes Jahr Hunderttausende an. Es bietet den Amerikanern einen Hauch des Alten Westens, den Mythos einer harten Männerwelt, wo es um Zähigkeit und Tapferkeit geht, um Regeln, Verlässlichkeit und Freundschaft. Die Zuschauer tragen oft Western-Kleidung, obwohl die meisten von ihnen Städter sind und mit Pferden und Vieh überhaupt nichts am Hut haben. Rodeo ist auch ein Riesengeschäft: Die Professional Rodeo Cowboys Association (PRCA) veranstaltet jedes Jahr mehr als 750 dieser Spektakel in den USA und Kanada. Seit 1985 finden die Finalkämpfe in Las Vegas statt. Die Preisgelder der gesamten Rodeotour stiegen nach Angaben der PRCA von 9,9 Millionen Dollar im Jahr 1980 auf heute mehr als 30 Millionen Dollar.
Finale in Las Vegas
Stars der Rodeos sind die Bullrider: Cowboys ohne Nerven, schlank und sehnig, o-beinig und meist nur mittelgroß. Jungs vom Lande, höflich und mit kurzen Haaren. Sie verbringen mehr als drei Viertel eines Jahres auf der anstrengenden und gefährlichen Rodeo-Tour. Das kann ihnen sogar Stipendien an Colleges einbringen. Die besten 15 Bullenreiter kommen ins Finale von Las Vegas und kämpfen dort jedes Jahr im Oktober in der Arena des legendären Mandalay Bay Hotels um die Krone dieser Testosteron-Sportart.