Über der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kreist der Pleitegeier. Unmittelbar vor Beginn der Playoff-Runde wird die Profiliga von Hiobsbotschaften überschattet: Den Schwenninger Wild Wings droht wegen Schulden in Höhe von 3,5 Millionen Mark das wirtschaftliche Aus, die Berlin Capitals stehen mit 5,7 Millionen Mark beim Finanzamt in der Kreide - und sogar der viermalige deutsche Meister Adler Mannheim funkt SOS. »Uns bleibt nur der Verkauf der DEL-Lizenz, wenn mittelfristig der aus Rentabilitätsgründen dringend nötige Bau einer neuen Halle nicht möglich ist«, sagte Daniel Hopp, Miteigner bei dem Club aus der Kurpfalz.
Schwenniger »Schwäne« kaum noch zu retten
Am bedrohlichsten ist die Lage in Schwenningen, wo der Abschied aus der DEL offenbar kaum mehr zu verhindern ist. Die Millionen- Schulden belasten den Club, dazu erwirtschafteten die Wild Wings nach einem Bericht der »Neckarquelle« in der abgelaufenen DEL-Vorrunde ein Defizit in Höhe von 750 000 Mark. Innerhalb der kommenden drei Wochen müsse die fehlende Summe zur Deckung des laufenden Etats aufgetrieben werden, damit Schwenningen auch in der kommenden Saison in der DEL spielt, sagte Vereins-Obmann Uwe Schlenker. Wie bei den anderen 15 Clubs fehlen im Schwarzwald in dieser Saison eine Million Mark an TV- Einnahmen. Der Absprung der DEL-Hauptsponsoren (Krombacher und Skoda) riss ein weiteres Loch in die Vereinskassen.
Für den Erhalt des Clubs, der als Vorrunden-Zwölfter die Playoffs verpasste, will sich auch die neu gegründete Interessengemeinschaft »Rettet den SERC« einsetzten. Um zusätzliche Gelder zu beschaffen, wollen die aus dem Umfeld des Clubs stammenden Mitglieder den Verkauf der Dauerkarten für die neue Spielzeit von bislang 800 auf 1500 steigern und sich intensiv um neue Sponsoren kümmern. Trainer Rick Chernomaz und die Spieler wollen den Wild Wings trotz der Notlage die Treue halten. »Wir wollen bleiben. Ich wäre sehr traurig, wenn dies das Ende wäre«, sagte Nationalspieler Mark MacKay.
Spielerentlassungen als Sparmaßnahme
Nicht nur Schwenningen kämpft um die Existenz. Der deutsche Meister München Barons, mit nur 2985 Zuschauern im Schnitt nach Hannover (2649) das Armenhaus der Liga, muss seinen Etat für die Saison 2001/2002 kürzen. Die Kassel Huskies halten sich nur dank des persönlichen Engagents von Club-Besitzer Simon Kimm über Wasser. Bei der Düsseldorfer EG und den Frankfurt Lions sind auch wirtschaftliche Zwänge der Grund für die drastischen Personalkürzungen. Die DEG musterte mindestens zehn Spieler aus, Frankfurt gab sogar zwölf Profis den Laufpass.
Bei den Berlin Capitals soll heute auf einer Krisensitzung über die Zukunft entschieden werden. Der finnische Investor Harry Harkimo, der in der Hauptstadt eine neue Arena bauen will, verlangt die rasche Begleichung der Steuerschulden von 5,7 Millionen Mark. Eine neue Eishalle sorgt auch in Mannheim für Zündstoff. »Wenn sich in Sachen Hallen-Neubau nichts tut, wird es schwer, den Eishockey-Standort aufrecht zu erhalten«, sagte Daniel Hopp, Sohn von Adler-Hauptgesellschafter Dieter Hopp, in einem Gespräch mit dem »Mannheimer Morgen«. Die Club-Eigner seien auf Dauer nicht bereit, die jährlichen Millionenverluste zu tragen.
Hopp senior, Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzender des Software-Unternehmens SAP, hatte die Adler im letzten Meisterschaftsjahr 1999 mit mehreren Millionen Mark vor dem finanziellen Kollaps gerettet. Mit der Forderung nach einem Hallen-Neubau will der Adler-Chef politischen Druck auf die Stadt ausüben, die das Grundstück für die neue Eishalle bereitstellen soll. Bis 2004 müsse die geplante Multifunktions-Arena mit einer Zuschauerkapazität von 10 000 bis 12 000 Plätzen fertig sein; Investoren und Betreibergesellschaft will Hopp bereitstellen.
Von Gerd Münster, (dpa)