Im Sport liegen die Nerven schon mal blank. Gerade im Moment der Niederlage übernehmen Frust und Enttäuschung schnell die Überhand - und lassen gute Manieren oft vergessen. Auch Sean Simpson, Trainer der Adler Mannheim, war nach dem Ausscheiden seines Teams im Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Dienstagabend derart frustriert, dass er kurzerhand die Kontrolle verlor. Der Leidtragende in seinem Fall: Ein Reporter des SWR, der Simpson wenige Minuten nach dem bitteren Playoff-Aus gegen die Eisbären Berlin interviewen sollte.
Denn noch bevor der Journalist dem als eloquent und ausgeglichen geltenden 56-Jährigen überhaupt die erste Frage stellen konnte, blaffte der diesen unvermittelt an: "Eine dumme Frage von dir, und ich schlag dich k.o., dann liegst du hier am Boden." Eine Ansage, die saß. Von Simpsons aggressivem Auftreten irritiert, dauerte es eine Weile, bis der Reporter seiner Arbeit nachging.
Simpson entschuldigt sich bei SWR-Journalisten
Simpson selbst hatte sich nur wenig später bereits wieder im Griff und erklärte dann auch ganz sachlich, was seiner Meinung nach im siebten und damit entscheidenden Spiel gegen die Hauptstädter den Unterschied gemacht hatte.
Wieder einige Stunden später tat ihm dann auch sein Auftritt an sich leid: Vor laufender Kamera entschuldigte sich Simpson für sein Verhalten gegenüber dem Journalisten. "Es ist eigentlich nicht mein Stil, ich bin ein respektvoller Mensch", sagte der Kanadier. "Aber ich habe auch Gefühle und wollte alles für Mannheim in diesem Jahr erreichen. Leider hat das nicht geklappt. Es war meine überbordende Emotion, die mit mir durchgegangen ist."
Adler Mannheim für viele ein Titelkandidat
Tatsächlich galt Mannheim in den Augen vieler Experten in dieser Saison als einer der Kandidaten auf den Titel. Auch gegen Berlin waren die Baden-Württemberger in der Best-of-Seven-Serie lange Zeit auf Siegkurs. Nach zwei Niederlagen in Serie war der Traum vom Halbfinaleinzug am Dienstag dann jedoch ausgeträumt.
Für Simpson hat der Ausraster indes wohl keine Konsequenzen. Die DEL will den Vorfall nach der Entschuldigung auf sich beruhen lassen. "Es hat für uns keine Relevanz für den Spielbetrieb", sagte DEL-Sprecher Matthias Schumann.
