Das Ziel konnte er nicht sehen, aber die Herzen der Hamburger Zuschauer hatte Henry Wanyoike endgültig erobert. Mit einer Zeit von 2:31:31 Stunden unterbot der seit dem 20. Lebensjahr an einer rätselhaften Krankheit erblindete Wanyoike seinen eigenen Blinden-Weltrekord von 2:33:20 um beinahe zwei Minuten - den hatte er erst vor einer Woche in London aufgestellt.
Mit diesem Rekord stahl er den anderen Spitzenläufern die Schau. "Ich bin sehr, sehr glücklich. Die Hamburger Zuschauer haben mich zu diesem Weltrekord getrieben. Immer wieder haben sie mich mit Henry- Henry-Rufen angefeuert und mich ins Ziel getragen", sagte der zweifache Paralympics-Sieger von Athen 2004 und kündigte fürs nächste Jahr seinen erneuten Start in der Hansestadt an: "Hamburg ist ab heute meine Lieblingsstrecke" meinte der 30-Jährige kurz nach dem Zieleinlauf. Schade fand es der 5000- und 10.000-Meter-Weltrekordeler allerdings, dass es für seine neue Bestzeit keine Extraprämie gab. Einen Großteil seiner Läuferprämien spendet der sozial engagierte Kenianer nämlich für Projekte der Christoffel-Blindenmission in Afrika.
Der"Marathon-Opa"
Von einer Prämie weit entfernt war ein anderer Marathon-Weltrekordler. Mit seiner 20. Teilnahme schraubte der Hamburger Guiness-Buch-Rekordläufer Horst Preisler seine Marathonbilanz auf 1328 Rennen. Doch das Jubiläum war auch für den 69 Jahre alten "Marathon-Opa" etwas Besonderes "Für mich war dies heute ein diamantenes Erlebnis. Hamburg ist meine Stadt, hier hängt mein Herzblut dran", sagte der "Mister Maratahon" der Langstreckenszene.
Seit 30 Jahren läuft der Rentner auf allen Kontinenten der Welt, 50 bis 60 Mal im Jahr. Nur ein Lauf in Australien fehlt ihm noch in seiner Sammlung. Der sportliche Ehrgeiz spielt mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle. "Laufen ist für mich in erster Linie Genuss. Ich möchte der Landschaft, Menschen und Freunden begegnen und die Ziellinie sehen", sagt Preisler zu seiner Motivation.
Bananenstücke und Energieriegel
Mit dieser Einstellung ging das Gros der Läufer ins Rennen. 18.167 der 23.270 gemeldeten Teilnehmer fanden sich letztlich um 9 Uhr am Start ein und folgten den 30 000 Metern Absperrband entlang der 42,195 Kilometer langen Strecke. Dabei verspeisten sie 180 000 Bananenstücke, 30.000 Energieriegel und tranken 16.000 Becher Tee. 3400 Helfer und 550 Polizisten sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung sowie 90 Physiotherapeuten und 30 Ärzte kümmerten sich um die medizinische Versorgung.