Der SC Magdeburg hat mit dem ersten Gewinn der deutschen Handball-Meisterschaft die Elbestadt in einen Freudentaumel versetzt. Nach der überzeugenden 30:23 (12:11)-Demontage des »Ewigen Zweiten« SG Flensburg-Handewitt brachen in der mit 8000 Zuschauer ausverkauften Bördelandhalle und vor der Großbildleinwand auf dem Alten Markt in Magdeburg alle Dämme. Die Spieler bildeten ein Knäuel und wälzten sich auf dem Parkett, das Sekunden zuvor schon die Fans gestürmt hatten. Zehn Jahre nach dem Gewinn des ostdeutschen Titels hat Magdeburg als erste Mannschaft der ehemaligen DDR auch die deutsche Meisterschaft gewonnen und zugleich nach dem DHB-Pokal und dem Supercup auch die letzte fehlende nationale Trophäe geholt.
Flensburg nur Dritter
Olafur Stefansson war mit neun Toren bester Werfer für den SC Magdeburg, der als Nachfolger des THW Kiel in der zweiten Halbzeit überzeugend spielte. Für Flensburg kam es durch diese Niederlage ganz bitter: Sie belegten nach den zweiten Plätzen 1996, 1997, 1999 und 2000 diesmal nur den dritten Tabellenplatz. Auf Grund der besseren Tordifferenz wurde der punktgleiche TBV Lemgo nach dem 38:24-Kantersieg gegen die SG Hameln Vize-Meister. Durch Platz vier qualifizierte sich die SG Wallau- Massenheim für den EHF-Pokal, während der entthronte Titelverteidiger Kiel nur Fünfter wurde und nächste Saison nicht international spielt.
Die 8000 Zuschauer in der Bördelandhalle verbreiteten schon vor dem Anpfiff eine finalwürdige Gänsehaut-Atmosphäre. Doch ihre Feierstimmung wurde einer harten Prüfung unterzogen. Während fast der gesamten ersten Halbzeit bestimmten die Flensburger das Geschehen auf dem Parkett. Von der 1. bis 27. Minute lagen die Norddeutschen in Front und hatten zeitweise gar einen Drei-Tore- Vorsprung. Erst nach einer Auszeit fanden die Magdeburger wieder ins Spiel, die Abwehr stand sicherer.
»Hexer« ohne Chance
Den Gastgebern war der unbedingte Wille anzumerken, nach zehn DDR-Meistertiteln endlich auch die deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Unter den Augen von Bundestrainer Heiner Brand war es vor allem Stefan Kretzschmar, der bei Tempogegenstößen seine Mannschaft nach vorne trieb und mit herrlichen Pässen glänzte. Mit einem Blitzstart setzte sich Magdeburg zu Beginn des zweiten Durchgangs auf 15:11 ab. Das brach die Moral der Flensburger, die sich immer öfter in der guten Magdeburger Deckung fest rannten oder am starken Nationaltorhüter Henning Fritz scheiterten. Selbst der in der 44. Minute eingewechselte »Hexer« Andreas Thiel konnte nicht verhindern, dass seine Flensburger mit 15:21 (46.) in Rückstand gerieten.
»Deutscher Meister wird nur der SCM«, skandierte der 8000-Kehlen- Chor in der Bördelandhalle. Die Magdeburger Spieler, die nun kombinationssicher agierten, animierten die Zuschauer immer wieder zu Jubelstürmen. Im Anschluss begab sich der gesamte Tross mit offenen Cabrios auf den Alten Markt um später vom Rathaus die neue Trophäe den zehntausenden Fans zu präsentieren.
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