Handball-Meister Flensburg im Meistertaumel

Ganz Flensburg im bierseligen Freudentaumel: Der scheinbar ewige Zweite des deutschen Handballs, die SG Flensburg-Handewitt, feiert zum ersten Mal die deutsche Handball-Meisterschaft.

Die "Hölle Nord" bebte im bierseligen Freudentaumel. Die Fans der SG Flensburg-Handewitt konnten vom frisch gebackenen deutschen Handballmeister nicht genug bekommen: "Wir woll’n die Mannschaft seh’n!" skandierten die Unentwegten bis weit in die Nacht zum Montag bei der Riesenparty auf dem Flensburger Hochschulareal. Viele Male präsentierten sich die aufgedrehten Ballkämpfer samt Meisterschale und dem DHB-Pokal.

Kreisläufer Andrej Klimowets («Klimo») sprang mit seinem Eigengewicht von 110 Kilo vom Podium aus in die Menge. Dann ließen sich die etwas leichteren Robert Runge und Stefan Schröder durchreichen. Schließlich badeten alle Meisterspieler in der Menschenmasse, getragen von den Händen ihrer Anhänger.

"Danke für alles!" steht auf den roten T-Shirts, die sie den Spielern überreichten. Lars Krogh Jeppesen, der zum FC Barcelona wechselnde Zwei-Meter-Däne, erhielt zum Abschied einen gigantischen Plüsch-Elch, den der 25-Jährige wie ein kleiner Junge herzte. Und Außenspieler Stefan «Schrödi» Schröder, der nach Düsseldorf geht, versprach: «Ich freue mich, spätestens in zwei Jahren wieder hier zu sein.»

«Supertypen sind das - die deutsche Meisterschaft haben auch meine Dänen verdient», lobte SG-Fan Peter Dammann. Er ist Lehrer am dänischen Gymnasium Duborg-Skole und denkt an die Deutsch-Stunden, die er den dänischen Nationalspielern Jeppesen und Christian Berge am Anfang ihrer Flensburger Zeit erteilte. "Grammatik wollten die nicht, ich ließ sie Dialoge auf Deutsch führen." Leider sind nun in der neuen Mannschaft nur noch drei Dänen dabei, bedauerte Dammann.

Feiern bis zum Abwinken

Die Siegesfeiern konzentrierten sich auf die Campushalle mit der davor aufgebauten Bühne. Zunächst feierten rund 13 000 SG-Begeisterte zusammen mit den Spielern. Noch vor dem Feuerwerk gegen Mitternacht ging vielen Fans die Puste aus. Denn schließlich haben die meisten schon am frühen Mittag ihre Vorschusslorbeeren verteilt. In der späten Nacht sind dann nur noch etwa 2000 vor der Campushalle. Die sollte vorher, kurz nach Spielende gegen die Nordhorner, im wahrsten Wortsinn zur «Schampushalle» werden. Das Parkett klebte bestialisch. Die SG-Spieler versprühten 50 Liter Sekt. Doch in der Kabine wartete nach dem Siegesrausch vor 6000 frenetisch Jubelnden in der Halle erfrischendes Freibier auf die Handballmeister.

Flensburg steht kopf

Die langen Kerls zapften sechs vom heimischen Brauhaus gespendete Fässchen an. «Wieso nicht auch dänisches Bier, - das verstehe ich nun überhaupt nicht», lachte Lars Christiansen, der blitzschnelle Außenläufer. Der 31-jährige Däne bediente ununterbrochen den Zapfhahn, reichte die Gläser in die Dusche weiter. Co-Trainer Bogdan Wenta lobte unterdessen «die Medizinabteilung». Sei es ihr doch zu verdanken, dass Lädierte stets rasch wieder auf dem Feld waren.

Da tauchte urplötzlich Erik Veje Rasmussen in der SG-Kabine auf. Ein sympathischer Zug des Ex-Trainers. Auf der Rückfahrt von der Schweiz nach Aarhus/Jütland hat er den Abstecher zu seiner alten Crew gemacht. «Ich freue mich riesig», sagte der frühere Coach und lobte seinen Nachfolger Kent-Harry Andersson. «Ein Supertrainer ist das, aber wir haben ja gut vorgearbeitet.»

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