Interview Ross Clarke-Jones Ritt auf der Monsterwelle

Gebrochene Knochen, schöne Frauen und 30 Meter hohe Monsterwellen: Das ist die Welt von Big-Wave-Surfer Ross Clarke-Jones. Richtig Angst hat die australische Wellenreiter-Ikone nur vor deutschen Autobahnen.

Wie hoch war die höchste Welle, die Sie jemals gesurft sind?

Die größten Wellen bin ich am sogenannten "Biggest Wednesday” am 28. Januar 1998 gesurft. Das war vor der Nordküste O'ahus (Hawaii), in Log Cabins. Die Wellen waren bis zu 30 Meter hoch.

Welche Geschwindigkeit erreicht ein Surfer, der eine Big Wave surft?

Es fühlt sich an wie 300 Stundenkilometer, tatsächlich sind es etwa 100 Kilometer pro Stunde.

Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Riesen-Welle gesurft sind?

13 Jahre. Ich bin mit meinem Surfbrett vor Terrigal an der Ostküste Australiens rausgepaddelt. Die Wellen waren gut drei Meter hoch, die Höchsten etwa sechs Meter. Meine Mutter hatte mir verboten, weit rauszuschwimmen; sie las am Strand ein Buch und dachte, ich würde nahe dem Strand surfen. Ich erinnere mich noch genau an meine erste große Welle und an die Geschwindigkeit, die ich draufbekam - ich war für den Rest meines Lebens abhängig geworden.

Wie wurden Sie zum Big Wave Surfer? Welches sind die Voraussetzungen?

Diese erste große Welle entfachte in mir die Surf-Leidenschaft. Die Wellen konnten nicht hoch genug sein. Ich fühlte mich extrem wohl beim Surfen so großer Wellen, den Leuten um mich herum ging es dagegen nicht so. Du musst das Big Wave Surfen mehr als alles andere auf der Welt wollen, oder komplett verrückt sein. Ich bin beides - Scherz.

Welche Qualitäten oder Charaktereigenschaften zeichnen einen guten Surfer aus?

Geschmeidigkeit, Kraft, Beweglichkeit. Die Fähigkeit, Wellen jeglicher Größe zu surfen, egal mit welcher Ausrüstung. Ein guter Surfer surft aus Liebe zum Wellenreiten. Und er achtet immer auch auf die anderen Surfer um ihn herum.

Können Sie die Verletzungen, die Sie sich im Laufe Ihrer Surf-Karriere zugezogen haben, noch zählen?

Es sind zu viele. Gebrochene Rippen, gebrochenes Rückgrat, ausgekugelte Schulter, gerissene Bizeps-Sehne und unzählige Verletzungen von Kopf bis Fuß.

Welches war die gefährlichste oder Angst einflößendste Situation, die Sie jemals erlebt haben?

Mit 330 Kilometern pro Stunde über eine deutsche Autobahn zu rasen und plötzlich zieht vor mir ein Auto rüber... Und, zeitweise von der Hüfte abwärts gelähmt zu sein, nachdem mich eine Welle der Backdoor Pipeline (Hawaii) umspült hatte.

Wie steht es mit der Angst beim Surfen? Ist sie wichtig oder hinderlich?

Es ist wichtig Angst zu haben, aber der Trick ist, deinen Körper trotz Angst zu kontrollieren. Mehr kann ich leider nicht verraten, ist ein Berufs-Geheimnis.

Welche Rolle spielt Ihr Surf-Partner Tony Ray für Sie, der Sie mit dem Jet Ski in die Big Waves zieht?

Tony ist sehr wichtig für mich. Seit zehn Jahren arbeiten wir beim Tow-In-Surfen zusammen. Ich habe viele Partner ausprobiert, aber keiner war so gut wie Tony.

Was bedeutet Ihnen das (Big Wave) Surfen?

Ich brauche es, um ausgeglichen zu sein. Apropos ausgeglichen: Ich muss unbedingt sehr bald wieder eine Big Wave surfen, oder ich begehe noch eine Straftat.

Gibt es etwas, wovor Sie Angst haben?

Dass meinen Kindern etwas Schreckliches passiert, ist meine größte Angst.

Beschreiben Sie einen perfekten Tag.

Ich wache neben einer wunderschönen, lieben Frau auf, schwimme eine Runde im warmen, sauberen Ozean, kämpfe mich durch ein richtig gutes, schweißtreibendes Workout, gefolgt von einem gesunden Frühstück. Dann paddel ich in ein paar Sechs-Meter-Wellen, esse zu Mittag und lass mich bis zum Sonnenuntergang in 20-Meter-Wellen ziehen. Zurück am Strand eine Massage. Dann gehts im Porsche Twin Turbo in ein cooles Restaurant irgendwo in den Bergen an einem See, dort feier und tanze ich bei Vollmond die ganze Nacht mit der wunderschönen Frau, neben der ich aufgewacht bin. Was für ein Tag...

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Tage wie den oben beschriebenen zu erleben. Und neue Big Wave Surf Spots in der Bass-Straße (zwischen Süd-Australien und Tasmanien, Anm. d. R.) zu entdecken.

Welches ist Ihr Lieblings-Surf-Spot?

Der nächste, den ich entdecken werde...

Interview: Anne Webler

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