Skisaison Kurven und Wedeln im Winter

In wenigen Wochen beginnt die Skisaison - in den Hochlagen der Alpen. Dann sausen die neuen Modelle von Ski und Board die Berge hinunter. Doch wie lange noch? Die Erde wird wärmer, der Schnee in deutschen Skigebieten dünn.

Wenn sich im Herbst das Laub leuchtend bunt färbt und Bergwanderer noch die letzte Spätsommersonne genießen, träumen Skifans schon von Pulverschnee, wilden Buckelpisten und weiten Tiefschneehängen. In wenigen Wochen eröffnen der Deutsche Skiverband (DSV), viele Skiclubs und Wintersportorte die Saison mit Ski-Openings in den Gletscherregionen und hoch gelegenen Skigebieten der Alpen.

Rund vier Millionen Skifahrer und etwa 400.000 Snowboarder aus Deutschland seien im Winter regelmäßig auf den Pisten unterwegs, sagt Norbert Höflacher, Chef der Stiftung "Sicherheit im Skisport" beim DSV. "Der große Snowboard-Hype ist sicher vorbei", meint der DSV-Experte. Skifahren mit den stark taillierten Carving-Modellen vermittle ein ähnliches Gefühl wie auf dem Snowboard. "Aber man kann auf zwei Beinen mehr machen und bessere Tricks zeigen", erklärt Höflacher den Trend zum Ski.

"Ski und Board befruchten sich"

Mode, Lässigkeit und Lifestyle haben die Skifans von ihren Snowboard-Kollegen übernommen. "Das frühere Feindbild beider Welten existiert nicht mehr, Ski und Board befruchten sich in einem regelrechten Synergieeffekt gegenseitig", meint DSV-Sicherheitsexperte Andreas König. Im Skisektor haben die Carving-Modelle seit rund zehn Jahren den Markt erobert. Mit ihrer schwungvollen Linienführung können Freizeitfahrer und Profis Kurven fast wie auf Schienen messerscharf in den Schnee schneiden - "carven" eben.

Skisportler haben in dieser Saison laut DSV die Wahl zwischen 500 verschiedenen Modellen allein aus den Kollektionen deutscher und österreichischer Hersteller. Dazu kommen weitere Produkte aus Europa und Übersee. Sportliche Fahrer greifen im Geschäft häufig zu "Racecarvern", Tiefschnee-Fans dagegen eher zu "Freeridern": Durch ihre extrem breite Bauweise laden diese Bretter zum Abstecher in noch unberührtes Gelände ein. "Das Abenteuer abseits der Piste suchen heute immer mehr Menschen", weiß Karl Patzelt von einem Sporthaus im oberbayerischen Erding.

Grelle Designs und exotische Namen

Speziell für Jugendliche produzieren die Hersteller extrabreite Bretter mit abgerundeten Schaufeln an beiden Enden. Damit wird der Nachwuchs im Winter durch Hindernis-Parcours ("Cross-Lauf") jagen oder in den Halfpipes meterhohe Sprünge und flinke Tricks zeigen. "Die "Twin Tips" liegen bei den echten Skifreaks absolut im Trend", meint Fachverkäufer Patzelt. Sie tragen wie ihre Surfboard-Vorbilder aus Südkalifornien grelle Designs und so exotische Namen wie "Apache Outlaw" oder "Public Enemy".

Der Einsatz hochwertigen Materials und neuer Fahrtechniken hat die Verletzungsgefahr in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Für mehr Sicherheit soll Schutzkleidung wie Rückenprotektoren und Helme sorgen. Laut DSV sind etwa 60 Prozent der Snowboarder mit einem Helm unterwegs, bei erwachsenen Skifahrern sind es erst zehn Prozent. Wer am Kurs einer DSV-Skischule teilnimmt, muss bis 14 Jahre einen Helm tragen. "Bei Erwachsenen sind wir nicht für Helmpflicht, wir wollen die Leute lieber überzeugen", so König.

Tricks in der Halfpipe

Der DSV, in dem weltweit die meisten Skilehrer organisiert sind, hat auf die Trends schnell reagiert und viel Neues in die Skilehrerausbildung integriert: Im Skilehrplan "Praxis", der Mitte Oktober im Buchhandel erscheinen soll, erfahren die rund 35.000 Übungsleiter, wie sie ihre Gruppe fit machen für "Tricks in der Halfpipe" oder "sportliches Kurvenfahren wie die alpinen Profis". "Die Impulse kommen aus dem Rennsport, aber auch Wedeln ist wieder hip", betont Autor Frank Reinboth. Neu sind Tipps für spezielle Frauen- und Familien-Skikurse.

Die größte Herausforderung erwartet künftige Skifahrergenerationen aber durch den Klimawandel. Umweltforscher prognostizieren in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in Deutschland erst oberhalb von 1500 Metern im Winter regelmäßig ausreichend Schnee. "Für die Wintersportziele in den deutschen Mittelgebirgen wird die Luft dann sehr dünn werden", meint Christoph Schneider vom Geographischen Institut der Technischen Hochschule Aachen.

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Annette Berger/DPA

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