Tagebuch vom 27. Juni Der Wind macht Ärger

Der Atlantik ist jetzt echt cool. Ich spüre seine Kälte durch die 40 Millimeter Außenhaut des Bootes in meiner Koje, auf der ich zusammengekauert hocke, den Laptop zwischen die Knie gezwängt.

Der Atlantik ist jetzt echt cool. Ich spüre seine Kälte durch die 40Millimeter Außenhaut des Bootes in meiner Koje, auf der ich zusammengekauert hocke, den Laptop zwischen die Knie gezwängt. Man schläft jetzt in Polartech-Wäsche und Fleece-Socken, trotz des warmen Miefs unter Deck.

Beängstigende Schräglage

Das Boot prescht immer noch mit 12, 13, 14 Knoten durch stahlgraue Wellenberge, irgendwo zwischen Neufundland und Schottland, aber der Wind kommt nicht mehr von hinten sondern fast von vorn. Folge: die UCA fährt mit beängstigender Schräglage, jede Bewegung an Deck und unter Deck ist Bergsteigerei; und selbst das Schreiben in meiner Koje (ohne Sitzhöhe) ist eine Mischung aus Bodenakrobatik und Balancekunst.

Der Wind macht Ärger

Die Aussichten sind düster. Der Wind soll noch zunehmen, auf 30 bis 35 Knoten, und die gibt es direkt von vorn auf die Nase, Dann wird es noch ungemütlicher. Und dann werden wir kreuzen müssen, die Reise nach Schottland wird lang. Unsere Konkurrenz von der Zephyrus scheint deswegen schon abgedreht zu haben, in Richtung Englischer Kanal. Auch bei uns wurde das erwogen, aber schließlich verworfen. "Solange Schiff und Mannschaft nicht in Gefahr sind", sagt Oberskipper Klaus Murmann, "halten wir Kurs."

Jetzt zeigt sich, was eine gute, das heißt gut trainierte Crew auszeichnet. Es gibt eine knappe, selbstverständliche Art von Verständigung. Jeder macht präzise die Aufgabe, für die er vorbereitet und eingeteilt ist, egal ob er steuert, auf dem Vorschiff arbeitet oder Tee kocht - nicht die unwichtigste der Pflichten. Und sobald seine Wache vorbei ist, fällt er um und schläft.

Das Boot kommt voran. Gegen alle Widerstände. Darauf kommt es an. Eine halbe Stunde habe ich nun mit dem Laptop gekämpft - ich habe keine Ahnung, was Nelson jetzt an meiner Stelle gemacht hätte. Aber ich mache jetzt Frühstück.

Peter Sandmeyer

PRODUKTE & TIPPS