Das Damen-Tennis hat einen neuen Star. Nein, nicht Maria Sharapova, obwohl - der Name klingt ähnlich: Nicole Vaidisova. 16 Jahre jung, 1,81 m groß, schlank, lange blonde Haare. Die Tschechin schaffte in diesem Jahr etwas, was keiner ihrer Kolleginnen zuvor gelang. Das Tennis-Beauty gewann drei Turniere auf der WTA-Profitour in Serie, zuletzt triumphierte Vaidisova in Bangkok.
In der Weltrangliste hat sich das tschechische Fräulein-Wunder bereits unter die Top 20 geschoben, Tendenz steigend. Aber wer ist dieser Teenager wirklich, dessen Name bis jetzt nur den Experten ein Begriff war. Wie so viele hoffnungsvolle Talente aus den früheren Ostblockstaaten begann auch Nicole Vaidisova (als Elfjährige) in Nick Bollettieris Tennis-Akademie in Bradenton/Florida zu trainieren.
In Nürnberg geboren
Ihre Familie verbringt seitdem sechs Monate im Jahr in Florida, die restlichen sechs in Prag. Begleitet wird Nicole Vaidisova auf Turnieren von ihrem Stiefvater Ales Kodat, der sie auch trainiert und sich dabei von Nick Bollettieri beraten lässt. Mit zarten 14 begab sie sich bereits auf die WTA-Tour und nur ein Jahr später und als sechstjüngste Spielerin überhaupt gewann die Pragerin 2004 in Vancouver ihr erstes Profi-Turnier. Von da an ging es für sie nur noch steil bergauf.
"Von meinen 270 Schülern ist Nicole mit Abstand jene mit der größten Perspektive. Sie ist bereit, sich bis zur Erschöpfung zu quälen", urteilt Tennis-Guru Bollettieri über sein bestes Pferd im Stall. Aber die Vaidisova hat noch andere Qualitäten. Auf ihrer Homepage, die sich derzeit noch im Aufbau befindet, liest man, dass die 16-Jährige drei Fremdsprachen fließend beherrscht. Englisch, Französisch und Deutsch. Ja richtig, die Tennis-Lady spricht Deutsch. Und das aus einem denkbar einfachen Grund: Nicole Vaidisova ist in Nürnberg geboren, lernte dort mit sechs Jahren in einem Verein das Tennisspielen. Dann aber gingen die Eltern zurück nach Prag.
Anstatt für Deutschland anzutreten, debütierte die Nummer 17 der Weltrangliste im vergangenen Jahr als Mitglied der tschechischen Fedcupmannschaft. Es sieht ganz danach aus, als hätte der Deutsche Tennis Bund (DTB) die damals schon überragenden Fähigkeiten der Blondine mit den Modellmaßen schlicht und einfach verkannt. Umso bitterer, wenn man bedenkt, dass Tennis-Deutschland heute immer noch vergeblich eine würdige Nachfolgerin von Steffi Graf sucht.
Von Klaus Bellstedt