Im Alter von vier Jahren wurde bei Zach Bates Autismus diagnostiziert. Damals hätte wohl niemand geglaubt, dass aus ihm einmal ein Langstreckenläufer werden würde – und nicht nur das: ein Ultralangstreckenläufer. So werden Sportler bezeichnet, die mehr als die klassische Marathonstrecke von 42,195 Kilometer zurücklegen.
Über die 42 Kilometer kann Bates nur noch schmunzeln. In diesem Jahr hat der US-Amerikaner sein großes Ziel erreicht: Er kam bei einem 100-Meilen-Lauf ins Ziel – das entspricht etwa 160 Kilometern. Beim "Coldwater Rumble Ultramarathon" in der Nähe von Phoenix erreichte er nach fünf Runden von jeweils 20 Kilometer den 38. Platz von 99 Läufern. Für die Strecke brauchte Bates etwas mehr als 28 Stunden. Eine starke Leistung, erst recht wenn man bedenkt, dass Bates erst vor Kurzem mit dem Laufen angefangen hat.
Die Mutter wurde zur Trainerin
Die Begeisterung für den Laufsport wurde bei ihm durch Zahlen ausgelöst. Wie viele andere Autisten auch kann sich Bates Zahlen extrem gut merken. Schon als Kind lernte er die Zeiten und Platzierungen von Läufern auswendig. Dann wollte er schließlich selbst die Laufschuhe anziehen. Zunächst lief er in der Schule, später nahm er auch an Marathons teil. Schließlich überraschte er seine Mutter mit einem Plan: Er wollte vor seinem 20. Geburtstag einen 100-Meilen-Lauf absolvieren.

"Er bittet nicht um viel", sagte Rana Bates dem Laufmagazin "Trail Runner": "Aber wenn er etwas haben will, meint er es auch so und wir nehmen es ernst." Also kauften seine Eltern Fachbücher, entwickelten einen Trainings- und Ernährungsplan, suchten nach geeigneten Strecken und meldeten ihren Sohn zu Läufen über immer weitere Strecken an. Die sportlichen Voraussetzungen und die Disziplin brachte Zach Bates mit, als Autist war er jedoch nicht dazu in der Lage, das Drumherum zu organisieren. "Die ganze Denkarbeit übernehme ich, Zach läuft einfach nur", sagt seine Mutter.
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Autismus muss kein Hindernis sein
Viel Zeit hatte die Familie nicht: Erst acht Monate vor seinem 20. Geburtstag hatte Zach Bates den Plan gefasst. Doch alles funktionierte. Zach baute immer mehr Kondition auf, lief immer weitere Strecken und bekam auch professionelle Hilfe – bei seinen Vorbereitungsläufen waren andere, erfahrene Athleten auf ihn aufmerksam geworden und unterstützen ihn dabei, sein Ziel zu erreichen. Auf Instagram und TikTok ließ Bates die Welt an seinen Fortschritten teilhaben. Schließlich wurde er zum jüngsten Teilnehmer, der den Coldwater Rumble Ultramarathon vollendete.
Der Autismus sei für Zach dabei kein Hindernis gewesen, im Gegenteil: Ihr Sohn habe dadurch fokussiert bleiben können, meint Rana Bates. "Autisten haben diesen extremen Fokus auf das, was sie lieben und was sie tun wollen. Dadurch können sie vielleicht viel mehr erreichen als ich", sagte sie CNN. Es sei wichtig, Kindern mit Autismus zuzuhören, ihre Träume ernstzunehmen und nicht für sie zu entscheiden: "Wir müssen sie als Individuen akzeptieren und ihnen dabei helfen, ihre Träume zu erreichen."
Quellen: "Trail Runner" / CNN / Zack Bates auf TikTok