US Sport White Sox beenden den Fluch

Grenzenloser Jubel in Chicago: Das Baseball-Team der legendären White Sox beendete eine 88 Jahre lange Durststrecke und gewann die World Series gegen Houston.

Nach dem letzten Aus lagen sich nicht nur die Spieler der Chicago White Sox in den Armen, sondern auch die Bevölkerung einer ganzen Stadt. Mit dem 1-0 am Mittwochabend (Ortszeit) bei den Houston Astros endete eine 88-jährige Durststrecke für das Team und Chicagos Baseballfans: Nach vier Siegen in der Best- of-Seven-Serie sind die White Sox zum ersten Mal seit 1917 wieder Meister im amerikanischen Nationalsport. Die Spieler übergossen sich im Umkleideraum in Houston mit Champagner und Bier, während Tausende von Fans in Chicago die Nacht zum Tag machten. "Das ist unglaublich, einfach unglaublich", sagte Fänger A.J. Pierzynski freudetrunken.

Chicago hinkte im Baseball schon lange hinter den großen Rivalen aus New York und Los Angeles hinterher. Die drei Städte sind die bevölkerungsreichsten in den USA. Seit Chicagos letztem Sieg haben Mannschaften aus New York die World Series schon rund drei Dutzend Mal gewonnen, und die Teams aus L.A. schon sechs Mal. Die Stadt erfreute sich zwar an Basketballer Michael Jordan, der die Bulls in den 90er Jahren sechs Mal zum NBA-Titel führte, und am Super-Bowl- Triumph der Bears im American Football 1986; doch ausgerechnet im Nationalsport herrschte bis Mittwochnacht Flaute.

Dritter Titel nach 1906 und 1917

Die White Sox sind die Mannschaft von Chicagos Südseite, dem Arbeiterviertel der Stadt. Sie haben keinen Superstar, und der Erfolg ist vor allem auf einer starken Teamleistung aufgebaut. So war es der relativ schmächtige Scott Podsednik, der den Sieg im zweiten Finalspiel mit einem Schlag über den Zaun - einem so genannten Homerun - besiegelte. Im dritten Spiel, dem längsten in der Geschichte der World Series, setzte ein Ersatzspieler noch einen drauf: Geoff Blum sorgte, ebenfalls mit einem Homerun, nach 5 Stunden und 41 Minuten um 1:20 Uhr Ortszeit für den 7-5 Endstand.

Für die White Sox ist es nach 1906 und 1917 der dritte Titel. Weil Aberglaube im Baseball eine große Rolle spielt, glauben viele Fans, dass sich die White Sox seit 1919 selbst um den Erfolg gebracht haben. Damals hatte die Mannschaft um "Shoeless" Joe Jackson Bestechungsgeld angenommen und soll die World Series mit Absicht verloren haben. Zwar wurden die Spieler später vor Gericht freigesprochen, aber sie wurden lebenslang gesperrt. Ihr Verhalten gilt heute noch als größter Skandal in der Baseball-Geschichte.

Die White Sox sind allerdings nicht einmal die beliebteste Mannschaft in der Stadt. Diese Ehre gebührt den Chicago Cubs, die in den USA "loveable losers" - also die liebenswerten Verlierer - genannt werden. Die Cubs haben den Titel seit 1908 nicht mehr gewonnen und gelten ebenfalls als verflucht. Die Legende besagt, dass ein Barbesitzer sich 1945 ein Finalspiel mit seiner Ziege ansehen wollte und ihr auch eine Eintrittskarte gekauft hatte. Aber sie wurde nicht ins Stadion gelassen. Auf dem Weg nach Hause prophezeite der verärgerte Wirt, dass die Cubs in dem Stadion nie wieder in der World Series spielen würden. "Wir sind nächstes Jahr dran", sagen sich die Fans der Cubs jeden Herbst. Der Sieg der White Sox dürfte ihnen neue Hoffnung geben.

DPA

PRODUKTE & TIPPS