Autoindustrie Die Opelaner schlagen zurück

Nach dem bitteren Ringen um einen gemeinsamen Weg und Sanierungskurs von General Motors und Opel bereiten die Mitarbeiter nun eine Milliardenklage gegen GM vor. Dabei ist beim Jobabbau noch kein Ende abzusehen.

Mit dem geplanten Abbau von 12.000 Stellen bei Opel, Saab und Vauxhall ist nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer "noch lange nicht das Ende der Fahnenstange" erreicht. Verantwortlich dafür seien die großen Überkapazitäten der Opel-Mutter General Motors (GM) in Europa. Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Franz berichtete unterdessen am Dienstag im Fernsehsender XXP von deutlichen Fortschritten bei den Verhandlungen mit dem Management. Opel-Mitarbeiter bereiten nach Angaben eines früheren Betriebsrats eine milliardenschwere Klage gegen GM vor.

Ausgenommen wie eine Weihnachtsgans

"Wir haben Beweise dafür, dass die Adam Opel AG von GM ausgenommen worden ist", sagte der frühere Betriebsratsvorsitzende des Bochumer Opel-Werks, Peter Jaszczyk, am Dienstag in Bottrop. So habe GM überhöhte Preise für Komponenten verlangt, die an Opel geliefert wurden. Opel sei durch das Vorgehen der Konzernmutter in den vergangenen Jahren ein Schaden in Milliardenhöhe entstanden. Zudem habe sich der Mutterkonzern mit seiner Drohung, einzelne Opel-Fabriken zu schließen, des Mobbings und der Erpressung gegenüber den Beschäftigten schuldig gemacht. Dafür wollten die insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Schadenersatz und Schmerzensgeld, sagte Jaszczyk.

Dudenhöffer betonte, auf Grund der Überkapazitäten könnte es nach Abschluss der derzeitigen Verhandlungen spätestens Anfang 2005 zu weiteren Kapazitäts- und Personaleinschnitten bei Tochtergesellschaften kommen. Der Direktor des Center Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen nannte in diesem Zusammenhang die Tochter Fiat-GM-Powertrain mit Sitz in Turin, die je zur Hälfte GM und Fiat gehört. In dem Joint Venture haben die beiden Autohersteller die Entwicklung und Produktion von Motoren- und Getrieben in Europa gebündelt.

Überhang von "mehr als 2.000 Beschäftigten"

Nach Einschätzung Dudenhöffers gibt es dort einen Überhang von "deutlich mehr als 2.000 Beschäftigten". Einschnitte seien vor allem in deutschen, österreichischen, schwedischen und englischen Werken bei Fiat-GM-Powertrain zu befürchten. GM hatte vor zwei Wochen für die ausgelagerten Gesellschaften wie das Joint Venture einen Abbau von insgesamt 1.000 Stellen angekündigt.

Der Opel-Betriebsratsvorsitzende Franz erklärte, die Verhandlungen über die Sanierung der europäischen GM-Töchter hätten einen großen Sprung nach vorne gemacht: "An erster Stelle steht jetzt nicht mehr, die Kopfzahl zu reduzieren, was ja immer der Ansatz der Amerikaner ist", erklärte Franz dem Sender. "Stattdessen diskutieren wir jetzt über Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren." Die Gespräche über das Sanierungskonzept sollen dem Vernehmen nach am Donnerstag fortgesetzt werden. Zur Auslagerung von Arbeitsplätzen im Bereich der Entwicklung sagte Franz: "Die gesamte Entwicklung ist nicht ohne weiteres ins Ausland transferierbar. Die Fließbandentwicklung wird in Länder wie China und Indien gehen. Die Vorausentwicklung und das konzeptionelle Design werden aber hier bei uns bleiben." (AP)

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