Bochum Opel-Tropf ernährt die Region

Gegenwärtig arbeiten für Opel in Bochum rund 20.000 Menschen - wirklich Opelaner ist davon aber nur jeder Zweite. Die Sparpläne des Mutterkonzerns werden diese Zahl weiter ausdünnen.

Die Autositze haben die Bochumer Opelaner Anfang der neunziger Jahre noch selbst gebaut. Diese Arbeit hat inzwischen ein Zulieferer übernommen. Die Produktionsauslagerung ließ vor einem Jahrzehnt ein paar Hundert Opelaner von der Lohnliste verschwinden. In den nächsten Jahren dürften Auslagerungen und Partnerschaften die dezimierte Opel-Belegschaft weiter ausdünnen. Im besten Fall werden die Opelaner in die Belegschaften der neuen Firmen integriert.

Viele Jobs hängen an Opel

Die Sparpläne des US-Mutterkonzerns General Motors mit einem in Deutschland geplanten Abbau von 10.000 Stellen nach Betriebsratsangaben könnte Bochum am schwersten treffen. Geht es nach der Konzernführung, dürften in Bochum statt der derzeit 9600 Mitarbeiter langfristig nur noch gut 5000 Opelaner beschäftigt sein. Auch von einer kompletten Werksschließung war schon die Rede. Direkt für Opel Bochum arbeiten samt Zulieferer, Wartungsunternehmen oder Spediteure gegenwärtig noch 20.000 Menschen.

Zur Debatte für Kooperationen oder Verkäufe stehen in Bochum das Achswerk mit 570, die Auspufffertigung mit 180 und das europäische Lager mit 600 Beschäftigten. 300 Stellen fallen dazu wohl noch im Presswerk weg, wenn die Bochumer nur noch für die eigene Montage produzieren und nicht mehr für andere europäische Werke. Getriebe und Motoren werden schon im Joint Venture "Powertrain" Fiat - General Motors - Opel produziert. Durch die eher interne Kooperation werden in der Komponentenfertigung 1000 Menschen im Bochumer Werk beschäftigt.

Suche nach 'kreativen' Lösungen

"Das Management möchte die Achs- und Auspufffertigung gleich ganz einstellen. Aber das sollte besser bei Opel bleiben", sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel. "Achsen und Auspuffe werden hier in hervorragender Qualität produziert." "Wir suchen vielmehr nach kreativen Lösungen", meint Einenkel und meint damit Auslagerungen und Kooperationen mit anderen Unternehmen, wobei die Opelaner bei gleichen Konditionen dauerhaft in neuen Firmen beschäftigt werden sollen. "Da halten wir uns an den europäischen Rahmenvertrag", sagt der Betriebsrat. Vor allem geht es uns dabei um den Erhalt der Arbeitsplätze für die Beschäftigten und die Region.

Alle Arbeitsplätze werden aber auch bei Auslagerungen nicht bestehen bleiben. Altersteilzeit, Vorruhestand und Transfergesellschaften sind die Möglichkeiten, die bereits in die Tat umgesetzt werden. Aber die Zahl der älteren Beschäftigten ist durch bisherige Programme schon ausgedünnt. "Wer jetzt aussteigt, muss schon ein paar Jahre überbrücken. "Das muss den Kollegen schon schmackhaft gemacht werden", meint Einenkel. Im laufenden Jahr sind bereits 540 Beschäftigte ausgeschieden. Fast untergegangen wäre dabei die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Im laufenden Jahr sind 180 Stellen dazu gekommen, weil Teile der Logistik zurückgeholt wurden.

Ohne Investitionen kaum Zukunftschancen

Um nicht 2010 mit leeren Händen dazustehen, wollen sich die Bochumer um Anschlussaufträge wie das übernächste Zafira-Modell bewerben. Der Konzern hatte vorgegeben, wer neue Aufträge bekommen wolle, müsse um 30 Prozent günstiger produzieren als bisher. Dazu müsste auch in Bochum investiert werden. Zwar sieht Einenkel das 1962 erbaute Werk in weitaus besserer Verfassung als erzählt werde. Auch die Produktion in zwei Etagen sei kein Nachteil. "Das ist an den Haaren herbei gezogen. Und außerdem ist Bochum mit über 90 Prozent und 3-Schicht-Betrieb das am besten ausgelastete Werk."

Ganz so optimistisch sehen aber nicht alle im Werk die Bedingungen. Das sei etwas übertrieben, heißt es da von einem Monteur, man komme beim Löcherstopfen am Dach kaum nach. Weniger scherzhaft fügt der Opelaner an, die Produktion sei schon etwas anfällig, wenn "in einer Linie abwechselnd Zafira und Astra Caravan gefertigt werden". Wie lange das Management und die Arbeitnehmervertreter noch über einen Sanierungsplan verhandeln werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Genauso wenig wissen die Betriebsräte und Gewerkschafter, wie viele vom geforderten Abbau von 10.000 Stellen in den deutschen Werken nun wegfallen. Sollte das Management sich gar nicht bewegen, schließt die Arbeitnehmerseite neue Proteste nicht aus. Dann könnten in vorderster Linie wieder die Streik erprobten Bochumer zu finden sein.

DPA
Wolfgang Dahlmann, dpa

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