Statistisches Bundesamt Bierbrauer verzweifelt: So trinkmüde wie 2019 waren die Deutschen noch nie

Sechs Männer stoßen auf der Münchner Wiesn mit ihren Maßkrügen an
So trinkfreudig wie diese Runde sind die Deutschen 2019 nicht gewesen. Laut Statistischem Bundesamt verzeichnete die Bierbranche einen neuen Minusrekord. (Symbolfoto)
© Ralph Peters / Picture Alliance
Diese Zahlen kann man sich nicht mal schön trinken. Fast zwei Prozent weniger Bier als im Vorjahr haben die Brauereien in Deutschland 2019 abgesetzt. Damit setzt sich ein Trend fort, der die Braumeister hierzulande und in ganz Europa schon seit Jahren umtreibt.

Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 100 Litern müssen sich Deutschlands Biertrinker im Europavergleich nach wie vor nicht verstecken. Dennoch klagen die Brauereien. Denn 2019 brachten sie so wenig Gerstensaft an den Mann (und die Frau) wie seit 1993 nicht mehr. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Demnach verkauften sie 9,22 Milliarden Liter Bier – das sind knapp 180 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Ein Absatzrückgang von 1,9 Prozent – und der tut den Brauern hierzulande richtig weh. Dass der Bierkonsum generell auch europaweit schon seit Jahren zurückgeht, dürfte die Braumeister in den mehr als 1.500 Betrieben nicht trösten.

Braumeister reagieren auf schwächelnde Nachfrage

Im Gegensatz zum seit Jahren rückläufigen Absatz steigt die Zahl der Biermarken in Deutschland aber unaufhaltsam weiter. "Wir erwarten, dass die Zahl der Brauereien in Deutschland, die Anfang 2019 auf 1.539 angewachsen ist, weiter steigen wird. Auch die Zahl der Biermarken in Deutschland wird weiter wachsen", ist der Hauptgeschäftsführer des Brauerbundes, Holger Eichele, überzeugt. Derzeit gibt es mehr als 6.500 verschiedene deutsche Biermarken inklusive der rund 500 alkoholfreien Sorten, prophezeit Holger Eichele vom Deutschen Brauer-Bund. Mit mehr als 50 Prozent Marktanteil bleibt das Pils die beliebteste Sorte. Laut Eichele legten in 2019 aber sowie Hell-Biere als auch regionale Spezialitäten zu. Noch immer dynamisch sei dafür der Zuwachs bei alkoholfreien Bieren und alkoholfreien Biermischgetränken, die auf einen zweistelligen Marktanteil zusteuern. Diese sind in den Zahlen des Statistischen Bundesamtes aber nicht erfasst.

Eine Flasche Bier liegt in einer Schüssel mit Eiswürfeln.
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Mit 9,22 Milliarden Litern verzeichneten die Bierbrauer in Deutschland einen historischen Minusrekord und unterboten die 9,35 Milliarden Liter aus dem Jahr 2017. Deutlich trinkfreudiger waren die Deutschen 2018 – hier hellte die Fußball-WM und ein außergewöhnlich heißer Sommer die Stimmung unter den Braumeistern auf – allerdings nur für kurze Zeit.

Brauerei-Chef kritisiert Lockvogel-Angebote

Das meiste Bier aus deutschen Brauereien geht nach wie vor in Deutschland über die Theken und Tresen. Der Anteil lag 2019 bei 82,6 Prozent. Unterdessen warnt der Brauerbund vor steigenden Kosten und dem anhaltenden Preisdruck des Handels, der den Bierkasten immer noch als preisgünstiges Lockvogel-Angebot in seine bunten Prospekte drucken will. Veltins-Chef Michael Huber sieht die Betriebe in der Pflicht: "Jede Brauerei muss Antworten auf den demografischen Konsumentenverlust finden – das letzte Jahr mit seinem drastischen Volumenrückgang ist ein Vorgeschmack auf die Marktrisiken im neuen Jahrzehnt."

Zumindest für 2020 gibt es für Huber und seine Kollegen aber berechtigten Grund zum Optimismus. Denn während der Fußball-EM (12. Juni bsi 12. Juli) dürfte der Gerstensaft durch die Kehlen hunderttausender Fußballfans fließen und entsprechende Millionen in die Kassen Brauereien spülen.

DPA
js

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