Die Mitarbeiter der Deutschen Post können sich auf eine Sonderzahlung freuen. Aufgrund der Leistungen während der Corona-Krise bekommen alle 300 Euro extra. "Wir wissen genau, wer in diesen Zeiten einen hervorragenden Job gemacht hat", sagte Vorstandschef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.
Eine kleinere Gewerkschaft hatte zuvor eine Sonderzahlung vorgeschlagen, Appel stritt jedoch ab, darauf reagiert zu haben. Führungskräfte sind von der Zahlung ausgeschlossen. Insgesamt veranschlagt das Unternehmen mit den Zahlungen rund 200 Millionen Euro.
Trotz eines insgesamt positiven Verlaufs des zweiten Quartals schloss Appel Entlassungen nicht vollständig aus. Wenn es Kunden wegen der Corona-Krise schlecht gehe, habe das Auswirkungen auf die Post als Dienstleister. "Wir werden aber alles versuchen, das für unsere Mitarbeiter so erträglich wie möglich zu gestalten", erklärte Appel. So habe man im Laufe der Krise etwa Beschäftigte vorübergehend in anderen Sparten untergebracht.
Elektrolieferwagen Streetscooter aufgegeben
Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen nach vorläufigen Zahlen das operative Ergebnis von 769 auf 890 Millionen Euro. Neben Sonderabschreibungen aufgrund des Corona-Lockdowns von rund 100 Millionen Euro schlugen dabei auch weitere 100 Millionen Euro zu Buche, die die Post aufwendet, um das Geschäft mit dem Elektrolieferwagen Streetscooter weitgehend aufzugeben.
Zuletzt hätten sich fast alle Segmente wieder zu normalisieren begonnen. In der Paketsparte konnte DHL ohnehin vom boomenden Onlinehandel profitieren, in April und Mai wurden Rekordmengen versendet. "Wir sind zurück auf dem Wachstumspfad", sagte Appel.
2020 strebt der Konzern nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 3,5 bis 3,8 Milliarden Euro an. Im Vorjahr hatte der operative Gewinn noch bei 4,1 Milliarden Euro gelegen. Ursprünglich hatte die Post für dieses Jahr - ohne die Corona-Folgen - mit mehr als 5 Milliarden Euro gerechnet. Anfang April hatte sie ihren Ausblick zunächst ganz zurückgezogen.
Deutsche Post stellt mehrere Szenarien auf
Da die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie noch immer schwer absehbar bleiben, stellt die Post für 2022 mehrere Szenarien auf. Im günstigsten Fall einer schnellen Erholung rechnet der Konzern - wie bereits vormals prognostiziert - mit einem operativen Ergebnis von mehr als 5,3 Milliarden Euro. Sollte es hingegen Rückschläge geben, geht man im pessimistischsten Szenario von 4,7 Milliarden Euro aus.
An ihre Aktionäre will die Post - wie in den Vorjahren - 1,15 Euro pro Aktie auszahlen. Vor Corona habe man über eine Erhöhung auf 1,25 Euro nachgedacht, berichtete Finanzvorständin Melanie Kreis. Angesichts der letzten Monate habe man sich nun stattdessen für Stabilität und den Mitarbeiter-Bonus entschieden. Die Hauptversammlung muss diesem Vorschlag am 27. August noch zustimmen - wie üblich in diesen Zeiten per Online-Beschluss.