Leicht, bruchsicher, wiederverschließbar. Mit diesen Eigenschaften trat die Plastikflasche Ende der 90er Jahre ihren Siegeszug auf dem deutschen Mineralwassermarkt an. Fast jede zweite Sprudelflasche, die im Einzelhandel verkauft wird, besteht heute aus dem "Zungenbrecher" Polyethylenterephthalat, kurz PET. Das Kunststoffgebinde mischt jetzt den Biermarkt auf. Die Plastikflasche ist dabei, den Platz der vielerorts ausgelisteten Dose einzunehmen.
Nach der belgischen Brauerei Martens und dem Hamburger Konzern Holsten drängt auch Bitburger in das Geschäft mit Plastikflaschen. Die Premiumbrauerei aus der Eifel sammelt seit Jahren Erfahrungen mit PET. Anstelle ihrer dickbäuchigen "Bigneck"-Flaschenform, die auch mit einer breiten Öffnung an eine Saftflasche erinnerte, soll nun die langhalsige "Longneck"-Flasche den Durchbruch bringen. Das PET wird damit in seiner Form der beliebten Glasflasche angeglichen.
Premium-Brauer schüttelt es
Aber nicht nur die Flaschenform, sondern auch das Material wurde ausgetauscht. Statt PET mit dünner Glasschicht auf der Innenseite kommt eine fünfschichtige Flasche zum Einsatz. Diese sei billiger und garantiere eine Mindesthaltbarkeit von sechs Monaten, betont die Brauerei. Bisher fassten deutsche Premiumbrauer, deren Biere in den preislichen Spitzenlagen zu finden sind, PET mit spitzen Fingern an. An der Qualität dürfe es keine Abstriche geben, hieß es im Chor.
Wie lange die PET-Abstinenz der übrigen Premiumbrauer anhält, wird sich zeigen. "Wir verfolgen die Marktentwicklung und werden gegebenenfalls reagieren", sagt der Sprecher der Brauerei Veltins, Ulrich Biene. Bei der etwa 50 Kilometer entfernten Privatbrauerei Krombacher, die ihre Abfüllkapazitäten erweitert, ist PET derzeit kein Thema. Die Siegerländer halten sich aber eine Hintertür offen: Eine der neuen Anlagen wäre gegebenenfalls auch auf PET-umrüstbar.
Der Deutsche trinkt immer weniger Bier
Wie in den Vorjahren steht der deutsche Biermarkt auch 2004 unter Druck: Der Bierkonsum sinkt erneut. Brauriesen bauen ihre Marktmacht aus wie die Übernahmen von Holsten durch Carlsberg sowie Brau und Brunnen durch Oetker zeigen. Deshalb wird um jeden Hektoliter Absatz gerungen. Immerhin hatte die Dose vor dem Zwangspfand 2003 rund 25 Prozent Gebindeanteil bei Bier im Lebensmittel-Einzelhandel. PET kam Dank der Discounter innerhalb weniger Monate schon auf 7,5 Prozent.
Trend: Cola-Bier-Mix aus PET-Flaschen
Die Akzeptanz bei den deutschen Biertrinkern für PET ist demnach größer, als von vielen Vertretern der Braubranche vermutet. Vor allem junge Leute, die schon Cola-Bier-Mix aus PET-Flaschen tranken, haben kein Problem mit dem Dosenersatz aus Kunststoff. Kein Wunder also, dass Bitburger rechtzeitig zur Grillsaison einen neuen Anlauf mit PET nimmt. Nach Meinung des Rheingold-Institutes vermissen viele Biertrinker bei Plastik nach wie vor eins: Den "Plopp" beim Öffnen.