Kaum ein Hobbybörsianer kam an Aufstieg und Absturz des jungen Börsensegment Neuer Markt vorbei. Dass Privatanleger auch die großen Gesellschaften, die »Blue Chips« des Deutschen Aktienindex Dax ständig im Auge behielten, versteht sich von selbst. An den 70 Werten in der zweiten, Börsenreihe MDax, den so genannten Midcaps, blieb die Aufmerksamkeit dagegen nur selten hängen.
Werte legten gegen Trend zu
Dabei erwiesen sich gerade die mittelgroßen deutschen Firmen in der Börsenkrise als erste Wahl, wie Finanz- und Verbraucherexperten betonen. Die Aktie des Sportartikelherstellers Puma beispielsweise konnte in den katastrophalen Börsenjahren 2000/2001 fast um 200 Prozent zulegen, wie Fachleute der »Financial Times« errechneten. Auch andere Perlen der zweiten Kategorie, wie Modemacher Hugo Boss oder Pharmakonzern und Nivea-Hersteller Beiersdorf, schafften das Meisterstück, dem Abwärtstrend zu trotzen und den Spieß umzudrehen. Beide legten jeweils um mindestens 100 Prozent zu.
Sicherer Hafen
Im derzeitigen Kurstief erweisen sich Midcap-Werte wie der Kosmetikkonzern Wella oder Pharmariese Merck wiederum als sicherer Hafen im Sturm. Noch im Jahr 2000 waren solide MDax-Titel mit gleichmäßig-überschaubarem Wachstum als langweilig verpönt. Alle Welt investierte in Werte des Neuen Marktes. Oder in die großen Dax-Standardwerte - und musste selbst dort deutlich Federn lassen.
Solide Werte und gut bewertet
Jetzt sind die Titel ohne große Schwankungen, aber mit ausreichend Potenzial wieder gefragt. Weil die meisten MDax-Werte noch recht günstig bewertet sind, erwarten Experten der Fondsgesellschaften UBS und Activest gute Gewinnchancen, sobald der erwartete Aufschwung am Aktienmarkt in Gang kommen sollte.
Lupenrein oder gemischt?
Die Experten des ZDF-Ratgebermagazins »WISO« raten Otto-Normal-Investoren allerdings davon ab, sich nun kopfüber in das neue Abenteuer MDax zu stürzen. Auf gar keinen Fall empfehlenswert sei, das gesamte Kapital in Midcaps anzulegen. Sicherheitsbewusste Anleger sollten sich vielmehr Aktienfonds mit Titeln aus der zweiten Reihe zulegen - und das riskante Herauspicken erfolgversprechender Firmen den Profis der Fondsgesellschaften überlassen. Als Beimischung können sich die Nebenwerte derzeit durchaus lohnen, wie »Financial Times« betont.
Die Strategie zählt
Vor jedem Investment ist es zudem wichtig, die Strategien der Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen. Denn nicht jeder Fonds aus der zweiten Börsenreihe ist eine lupenreine Ansammlung von MDax-Standardwerten wie ihn beispielsweise die Schweizer Gesellschaft UBS mit ihrem Produkt »Mid Caps Deutschland« anbietet. Oft werden MDax-Titel mit soliden Aktien aus dem Neuen Markt oder dem SDax (Small-Caps) zusammengemischt, wie es der risikofreudigere Nebenwertefonds der Münchner Gesellschaft Activest »Deutschland Potenzial« tut. Der Fonds schaffte 1998 und 1999 mehr als 100 Prozent Zuwachs, ging dann in der Börsenkrise jedoch auf Talfahrt. Am reinen MDax-Produkt von UBS gingen die Turbulenzen fast spurlos vorbei. Nach drei Jahren behauptet er immerhin sein Plus von 30 Prozent.
Berrit Gräber