Bahn Nicht billig, aber auch kein Luxus

Die Energiepreise machen bei der Bahn rund zehn Prozent der Kosten aus - der Preisanstieg gefährdet nun laut Bahnchef Mehdorn die Bahntarife. Wenig überraschend hingegen kommt das Aus für den Luxuszug "Metropolitan".

Der Anstieg der Energiekosten gefährdet auch die Tarife der Bahn. Vorstandschef Hartmut Mehdorn erklärte am Montag in Berlin, er wolle zwar "heute keine neue Preiserhöhung ankündigen". Aber die überproportionale Entwicklung der Energiepreise "macht auch bei uns neues Nachdenken notwendig". Wenn das so ungebremst weiter gehe, "müssen wir uns schon etwas überlegen".

Fernverkehr bleibt defizitär

Die Bahn ist im ersten Halbjahr zwar ihrem Unternehmensziel ein Stück näher gekommen, 2004 schwarze Zahlen beim Betriebsergebnis zu schreiben. Doch hat sie nach wie vor mit defizitärem Personenfernverkehr zu kämpfen. Bei einem Umsatz von 11,719 Milliarden Euro (nach Unternehmensangaben plus 4,1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2003 bei vergleichbarer Basis) sank das Defizit im gesamten Konzern von 148 Millionen Euro auf 62 Millionen. Beim Personenverkehr insgesamt schrieb die Bahn ein Plus von 73 Millionen. Aber im Fernverkehr fuhr sie ein dickes Minus von 214 Millionen (Vergleichszeitraum minus 263 Millionen) ein.

Die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr stieg um 0,1 Prozent auf 33,9 Milliarden Personenkilometer; im Güterverkehr steigerte sich die Bahn um sieben Prozent auf 41,6 Milliarden Tonnenkilomter. Das sei in beiden Geschäftsfeldern "mehr als das allgemeine Verkehrswachstum", sagte Mehdorn.

Lahmendes Betriebsergebnis

Konzernweit "sind wir im Umsatz etwa im Plan, im Betriebsergebnis hinken wir noch hinterher", gab Finanzvorstand Diethelm Sack zu. Er setze aber auf das zweite Halbjahr, das erfahrungsgemäß in beiden Sparten bessere Zahlen bringe. Im Fernverkehr werde allerdings die Wirtschaftlichkeit am Jahresende nicht zu schaffen sein, sagte Sack. Dieses Ziel peilt die Bahn jetzt "für 2005/2006" an.

Im Personenverkehr insgesamt, also einschließlich Regional- und Stadtverkehr, solle jedoch am Jahresende ebenso ein "deutliches Plus" stehen wie im Konzern-Betriebsergebnis. Das solle "nicht nur eine schwarze Null" sein, sagte Mehdorn.

"Metropolitan" aufs Abstellgleis

Die Tage des Luxuszuges "Metropolitan" zwischen Hamburg und Köln sind gezählt. Der bislang von einer eigenen GmbH betriebene silberne Zug werde zu einem normalen Intercity heruntergestuft, erklärte Mehdorn in Berlin. Zugleich kündigte er eine neue schnelle Zugverbindung für den Fahrplanwechsel am 14. Dezember an: Die Distanz Hamburg - Berlin soll in 90 Minuten überwunden werden.

Mehdorn zufolge ist das Ergebnis des Metropolitan unbefriedigend. Der Zug könne nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. Die beiden Züge, die besonders viel Eleganz, Ruhe-, Business- und Familienabteile bieten, sollten wahrscheinlich zu normalen Wagen umgebaut werden. Die Billigflieger hätten dem Zug den Garaus gemacht, sagte Mehdorn. Die Züge verbinden die beiden Städte bislang in dreieinhalb Stunden mit Halten in Düsseldorf und Essen miteinander. Die einfache Fahrt kostet 119 Euro für die 1. und 79 Euro für die 2. Klasse. Einen genauen Zeitpunkt für das Ende des "Metropolitan" nannte Mehdorn nicht.

Hamburg-Berlin soll schnellste Strecke werden

Die neue Strecke zwischen Hamburg und Berlin werde ab 14. Dezember "die schnellste Strecke Deutschlands", sagte Mehdorn. Die etwa 300 Kilometer lange Distanz zwischen den beiden größten Städten der Bundesrepublik solle morgens und abends in 90 Minuten überwunden werden. Die Züge würden als "Sprinter" ohne Halt durchfahren. Auf Teilen dieser Strecke waren vor dem Zweiten Weltkrieg mehrfach Weltrekorde auf Schienen aufgestellt worden, unter anderem mit den Dieselzügen des Typs "Fliegender Hamburger". (AP)

DPA