Unterdessen berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf den Hamburger Energie-Informationsdienst (EID), dass der Sommer 2004 bislang der "teuerste Tank-Sommer aller Zeiten" sei. Noch nie habe sich der Benzinpreis so lange - mittlerweile fast einen Monat - auf Rekordniveau gehalten.
Weniger Steuern durch Tanktourismus
Der AvD rechnet wegen des zunehmenden Tanktourismus mit einem Rückgang der Steuereinnahmen von rund sechs Prozent, wie AvD-Sprecher Jochen Hövekenmeier dem Kölner "Express" sagte. Zugleich sieht er die Konzerne in der Verantwortung: "Die Tochtergesellschaft eines Konzerns verkauft das Öl an eine andere Tochtergesellschaft desselben Konzerns. Für den Konzern selbst ist das zunächst ein Luftgeschäft, aber auf diese Weise wird der Ölpreis in die Höhe getrieben", zitierte ihn der "Express". "Die Erdöl exportierenden Länder verdienen bis maximal 30 Dollar mit. Alles, was darüber hinausgeht, bleibt bei den Ölkonzernen."
Allein die fünf größten Mineralölkonzerne hätten 2003 rund 61,67 Milliarden Dollar Gewinn eingefahren, betonte Hövekenmeier. 2002 seien es noch 36,32 Milliarden gewesen.
Die stark gestiegenen Energiekosten belasten mittlerweile auch die Bahn. Ein Konzernsprecher sagte dem "Tagesspiegel am Sonntag": "Wir beobachten die Entwicklung mit Besorgnis." In den vergangenen zwölf Monaten sei Diesel um 20 Prozent und Strom um 30 Prozent teurer geworden. Ausgaben für Energie machten nach Unternehmensausgaben zehn Prozent der Betriebskosten aus. Die aktuelle Halbjahresbilanz, welche die Bahn (diesen) Montag vorlegen will, würde von den Energiekosten aber noch nicht getrübt, sagte der Sprecher dem Blatt.
BP-Chef: Kein Spielraum für Preissenkungen
Nach den Worten des Deutschland-Chefs des Ölkonzerns BP, Uwe Franke, von BP-Chef Franke ist es dagegen eine "Verkettung unglücklicher Umstände", die den Ölpreis über das rational erklärbare Maß hinaus erhöht. Mehr als zehn Dollar des Preises pro Barrel Öl (159 Liter) gingen derzeit auf das Konto einer "Risikoprämie", sagte er der "Welt am Sonntag". Diese sei vor allem auf Unsicherheiten über die Förderkapazitäten der OPEC, Angst vor Terroranschlägen und auf die Sorge über mögliche Versorgungsengpässe in Russland und politische Unsicherheiten in Venezuela zurückzuführen. Mittelfristig rechne er mit einem Preis pro Barrel zwischen 25 und 35 Dollar. Am Freitag kostete ein Barrel noch mehr als 46 Dollar.
Spielraum für Benzinpreissenkungen, wie sie wiederholt von Automobilclubs gefordert wurden, sieht Franke nach eigenen Worten nicht. Zwar sei das hohe Preisniveau schlecht fürs Geschäft, betonte der BP-Chef. Die Marge pro Liter bleibe aber auch bei sinkenden Ölpreisen bei etwa einem Cent je Liter. (AP)