Der in den größten amerikanischen Bilanzbetrugsskandal verwickelte Telefonkonzern WorldCom Inc. muss insgesamt 750 Millionen Dollar (652 Mio Euro) an die Geschädigten zahlen. Darauf hatten sich das Unternehmen und die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC bereits letzte Woche geeinigt, nun hat auch das zuständige Gericht in Manhattan zugestimmt. Nur aus wirtschaftspolitischen Erwägungen fiel die Strafe nicht noch höher aus - Bezirksrichter Jed Rakoff erklärte, man habe ein Aus für das Unternehmen verhindern wollen. "Dies würde die 50.000 Beschäftigten ungerecht bestrafen und einen wichtigen Wettbewerber aus dem Markt drängen", so ein Ausschnitt aus der 14-seitigen Begründung.
Der Betrag liegt 250 Millionen Dollar über der ersten von der Aufsichtsbehörde und WorldCom vereinbarten Entschädigungssumme von 500 Millionen Dollar in bar. Die zusätzlichen Mittel sollen in Form von Aktien der Nachfolgegesellschaft gezahlt werden, wenn WorldCom aus dem Insolvenzverfahren heraus kommt.
Größtes Insolvenzverfahren der US-Wirtschaftsgeschichte
WorldCom befindet sich nach Bilanzbetrügereien von bis zu elf Milliarden Dollar im größten Insolvenzverfahren der US- Wirtschaftsgeschichte. Die zweitgrößte US-Ferngesprächsgesellschaft und einer der weltgrößten Internet-Netzwerkbetreiber führt die Geschäfte inzwischen unter dem Namen MCI weiter.
Die zusätzliche Entschädigung werde es den Betrugsopfern ermöglichen, nach Ende des Insolvenzverfahrens an potenziellen Wertsteigerungen der WorldCom-Aktien teilzuhaben, erklärte die SEC.
Die WorldCom-Aktien waren einst 180 Milliarden Dollar wert, heute sind sie wertlos
MCI-Chef Bob Blakeley betonte, die Aktionäre und Anleihebesitzer könnten durch die zusätzlichen 250 Millionen Dollar an dem zukünftigen Erfolg der Gesellschaft teilhaben. Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt, um im Herbst aus dem Insolvenzverfahren heraus zu kommen. Die WorldCom-Aktien waren einst insgesamt 180 Milliarden Dollar wert und sind inzwischen völlig wertlos.
Die SEC hatte WorldCom in einem New Yorker Gericht wegen der Bilanzbetrügereien in einem Zivilverfahren verklagt. Dieses Gericht und das Insolvenzgericht müssen die neuen Vereinbarungen zwischen der SEC und WorldCom erst billigen. Die WorldCom-Aktionäre und andere Geschädigte können trotz der neuen Vereinbarungen zwischen der SEC und WorldCom auch weiterhin selbst auf Schadenersatz Klagen.