EU-Erweiterung Hamsterkäufe in einigen neuen Mitgliedsländern

Aus Angst vor einer Verteuerung nach dem EU-Beitritt haben sich die Verbraucher in den baltischen Staaten verstärkt mit Grundnahrungsmitteln wie Zucker, Salz und Mehl eingedeckt. Die Malteser dagegen hoffen sogar auf eine Preissenkung.

Aus Angst vor Preissteigerungen nach dem EU- Beitritt hat es in einigen der zehn neuen Mitgliedsländer in den vergangenen Tagen Hamsterkäufe gegeben. So deckten sich in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in der Slowakei Verbraucher aus Angst vor einer Verteuerung verstärkt mit Grundnahrungsmitteln wie Zucker, Salz und Mehl ein. Auf Malta hingegen werden Preissenkungen erwartet, hier halten sich die Verbraucher mit den Einkäufen sogar zurück, ergab eine dpa-Umfrage.

Kartonweise mit Reis und Zucker versorgt

In Tschechien kam es nach Presseberichten über einen Preisanstieg nach dem EU-Beitritt am 1. Mai zu Hamsterkäufen. Landesweit hätten sich Kunden seit Tagen "kartonweise" besonders mit Reis und Zucker versorgen, hieß es. "So etwas habe ich zuletzt in der kommunistischen Ära erlebt", zitierte eine Zeitung einen Kunden. Der Besitzer eines Supermarktes kommentierte den Kaufrausch mit den Worten, die Leute seien "verrückt geworden".

Auch in den baltischen Ländern fürchten die Menschen eine Verteuerung, weil nach dem Beitritt einheimische Subventionen nicht mehr greifen. Besonders in den ländlichen Gebieten füllen die Bürger ihre Vorratskammern mit lange haltbaren Lebensmitteln. In Litauen reagierte die größte Supermarktkette Vilnius prekyba bereits: pro Kunde werden nur noch höchstens zwei Kilogramm Zucker abgegeben.

"Erinnerungen an die dunklen Tage des Kommunismus"

In Polen gab es vor Ostern kurzzeitig Panikkäufe bei Zucker. Daraufhin waren die Preise auf Rekordniveau gestiegen. "Die Hamsterkäufe beim Zucker haben stark an die dunklen Tage des Kommunismus erinnert, als die Menschen alles horteten, was sie in die Finger bekamen", sagte eine Sprecherin der polnischen Nationalbank (NBP). Generell verhielten sich die Polen aber vernünftig, nichts deute auf weitere Panik-Einkäufe hin. Die Nationalbank schätzt, dass die Preise nach der EU-Erweiterung im Schnitt um nicht mehr als 0,9 Prozent steigen. Ein Drittel der Artikel soll nach Einschätzung der Bank sogar günstiger werden.

In Ungarn und in Slowenien gibt es hingegen keine Anzeichen für Hamsterkäufe. Auf Zypern verdrängte die Debatte um die mögliche Wiedervereinigung bislang das Nachdenken über den wirtschaftlichen Aspekt des Beitrittes.

Malteser hoffen dagegen auf Preissenkung

Mit ganz anderen Erwartungen starten die Malteser in die EU. Die Bewohner des Inselstaates hoffen sogar auf Preissenkungen, weil bei einigen Waren Zölle beseitigt werden, und halten sich daher derzeit mit dem Einkaufen zurück. "Wein aus Italien und Spanien wird bestimmt deutlich billiger", frohlockt ein Bürger.

DPA