Auch der gerade erst vereinbarte Rettungsschirm kam die Talfahrt des Euro nicht stoppen: Der Kurs der Gemeinschaftswährung notierte in London am Abend bei 1,2359 Dollar, dem tiefsten Stand seit Ende Oktober 2008. Auch der deutsche Aktienmarkt litt am Freitag unter den Sorgen über den Spardruck auf hochverschuldete Euro-Staaten: In Frankfurt schloss der Deutsche Aktienindex Dax mit einem Minus von 3,12 Prozent bei knapp 6057 Punkten. Besonders die Wertpapiere der Commerzbank und der Deutschen Bank gaben nach. In London verlor der Börsenindex Footsie-100 um 3,14 Prozent gegenüber Donnerstag, in Madrid gab der Leitindex Ibex-35 gar um 6,64 Prozent nach. Dort hatte die Regierung erst am Mittwoch ein Sparpaket zur Überwindung des horrenden Staatsdefizits in die Wege geleitet.
"Die Zweifel werden wieder stärker", sagte Hideaki Inoue von der japanischen Bank Mitsubishi UFJ Trust. Die anfängliche Wirkung des Rettungpakets sei schon wieder "abgestumpft". Dagegen stieg der Preis für Gold - in Zeiten der Krise als sichere Anlage geschätzt - auf ein neues Rekordhoch. Am London Bullion Market, dem wichtigsten außerbörslichen Handelsplatz für das Edelmetall, notierte der Preis gegen Mittag bei 1249,40 Dollar, sank kurz darauf aber wieder um zwei Dollar ab.
"Unzureichende Regulierung der Finanzmärkte"
Die Ursache für die Zuspitzung der Krise liege in einer "unzureichenden staatlichen Regulierung der Finanzmärkte" und an "ausgeuferter Staatsverschuldung", sagte Bundespräsident Köhler in Karlsruhe. Außerdem hätten sich die Staaten der Euro-Zone bisher als unfähig erwiesen, die für den Zusammenhalt des europäischen Währungsraums nötigen Strukturreformen durchzusetzen.
Die Bundesregierung dagegen wies die Zweifel an der Umsetzbarkeit des griechischen Sparprogramms wies zurück. Die Regierung halte das Programm für "realistisch", sagte Vize-Regierungssprecherin Sabine Heimbach. Sie reagierte damit auf Worte von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der am Donnerstagabend im ZDF Zweifel an einer Schuldenrückzahlung Griechenlands geäußert hatte. Wenn Griechenland fiele, würde die Krise mit großer Sicherheit auf andere Länder übergreifen und könnte zu einer Art Kernschmelze führen, sagte Ackermann.
IWF warnt vor finanziellen Risiken
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte unterdessen die 20 größten Industrieländer vor finanziellen Risiken. Es sei "dringend nötig", dass die Länder Maßnahmen zur Bekämpfung von Staatsdefiziten und Schulden in die Wege leiteten. Zwar hätten sich die wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven verbessert, nicht jedoch die haushaltsmäßigen Perspektiven in gleichem Maße. Sollten die Staatsschulden nicht auf das Level vor der Wirtschaftskrise gedrückt werden, könne das Wachstum in den Ländern jährlich um über ein halbes Prozent fallen".