Kommt der Kunde nicht mehr zur Bank, kommt ihm diese ein Stück entgegen. Zum Beispiel bis zu Tchibo. Dort bietet die Postbank ihr Konto "Giro Plus" an - kostenlos für jedermann. (Übrigens: In der Postbank-Filiale ist "Giro Plus" erst ab einem monatlichen Geldeingang von 1250 Euro kostenfrei.)
Immer härter kämpft die Geldwirtschaft um Kunden. Besonders hart ist das Gefecht beim Girokonto, dem Herzstück jeder Kunde-Bank-Beziehung, aus der sich viele andere Geschäfte ergeben sollen. Vorbei die Zeit, in der Verbraucher für ihr Konto zahlen mussten. Selbst die Großbanken locken mit dem Nulltarif und folgen damit einem Trend, den die filiallosen Direktbanken angestoßen haben. Nur die Marktführer, Deutsche Bank und Sparkassen, verlangen (noch) Geld fürs Kontoführen.
Drei Fragen zu Konto-Angeboten
Kostenlos oder nur gebührenfrei?
Häufig gelten Billigangebote nur bei Online-Kontoführung, jeder Geldvorgang in der Filiale kostet extra. Zu jedem Girokonto gehören zudem eine ECKarte (Maestro-Karte) und - je nach Bedarf - eine Kreditkarte. Auch für die Bereitstellung der Karten und deren Nutzung an Automaten fallen meistens zusätzliche Gebühren an. Daher: Zuerst den eigenen Bedarf prüfen! Die wichtigsten Fragen, die Sie für sich beantworten müssen:
- Ist der persönliche Kontakt zu Filialmitarbeitern nötig? Wenn ja, nur Filialkonditionen vergleichen. - Ist der Nulltarif mit dem Eingang eines bestimmten Monatsbetrages verbunden? Wenn ja, prüfen Sie, ob Sie den Betrag auch wirklich sicher einnehmen.
- Wie viele kostenfreie Geldautomaten stehen zur Verfügung? Für Abbuchungen mit der EC-Karte an "Fremdautomaten" verlangen viele Institute mittlerweile happige Gebühren. "Kostenlos" wird so sehr schnell zur Kostenfalle. Achtung: Auch gebührenfreies Automaten-Banking per Kreditkarte ist nicht immer kostenlos. Pro Geldentnahme wird häufig ein Prozent des gezogenen Betrages gleich mitabgebucht - als Provision.
- Wird für den Abschluss des Billigkontos eine Einlage gefordert? Wenn ja, fragen Sie sich, ob Sie den geforderten Betrag wirklich festlegen wollen. Er schwankt zwischen 25 Euro monatlicher Rate (Hypovereinsbank) und 2500 Euro fest (Citibank).
Zins- oder Wertpapiergeschäft?
Oft sind an Tages- oder Festgeldangebote weitere Geschäfte geknüpft, wie zum Beispiel der Kauf von Investmentfonds-Anteilen, gleichbedeutend mit der Eröffnung eines Wertpapierdepots. An solchen Abschlüssen verdient die Bank ganz sicher – der Kunde nicht unbedingt. Provisionen und Gebühren können die "hohen Zinsen" sogar völlig verschlingen.
Solide oder nur Lockmittel?
"Schaufenster"-Prozente halten nicht immer das, was sie auf den ersten Blick versprechen. Mal sind die Angebote zeitlich befristet, mal ist der angegebene Zins kein Jahreswert. Da hilft nur, selbst nachzurechnen: Wie hoch ist der Zins für ein Jahr wirklich? Fallen Gebühren an, die den Zinsertrag schmälern?
Aber ist umsonst wirklich umsonst? "Nichts bezahlen, viel bekommen" ist zum Beispiel das Motto der Hypovereinsbank bei ihrem "Willkommenskonto". Es gibt sogar drei Prozent Zinsen für ein Guthaben bis zu 1500 Euro. Klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit: So verpflichtet sich der Kunde mit der Unterschrift, monatlich 25 Euro in einen Spardauerauftrag zu zahlen. Und richtig teuer wird es, wenn er sein Konto überzieht. Für den Dispokredit verlangt die Hypo satte 13,35 Prozent Zinsen, jenseits des vereinbarten Rahmens sogar 18,35 Prozent.
Die meisten der Nulltarif-Offerten sind an Mindestanlagen (Citibank) oder einen bestimmten monatlichen Geldeingang geknüpft, der zwischen 650 Euro (Dresdner Bank) und 1250 Euro (Postbank, SEB) rangiert. Häufig wird zudem verlangt, die Bankgeschäfte per Internet zu erledigen.
Tipp:
Vor der Kontoeröffnung unbedingt das Kleingedruckte lesen und nach etwaigen Koppelgeschäften, den Überziehungszinsen sowie den Kosten für das Drucken der Kontoauszüge, für Überweisungen, Daueraufträge, EC- und Kreditkarten fragen. Das Null-Kosten-Girokonto entpuppt sich dann zumindest bei Filialbanken oft als Werbegag.
Sparbuch
Es ist der Klassiker der Geldanlage, etwa 462 Milliarden Euro schlummern in den Sparbüchern der Deutschen. Und es ist die unrentabelste Form des Sparens. Bei Zinsen zwischen etwa einem halben und zwei Prozent schrumpft faktisch das Vermögen. Denn die Geldentwertung (Inflation) von rund zwei Prozent und mehr im Jahr macht das Sparbuch-Sparen zum Verlustgeschäft. Dass das renditeschwache Anlageprodukt dennoch so verbreitet ist, hängt mit der einfachen Handhabung zusammen: Die Eröffnung - die Vorlage eines Personalausweises reicht - ist ebenso kostenlos wie die Kontoführung, und es fallen weder Gebühren noch Provisionen an.
Über ihr Geld können die Sparer aber nicht uneingeschränkt verfügen, denn es gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist. Die gängige Regelung lautet: Wer mehr als 2000 Euro im Monat von seinem Sparbuch abheben möchte, muss seine Bank darüber ein Vierteljahr im Voraus informieren. Ansonsten berechnet sie Vorschusszinsen.
Hier kann ausnahmsweise einmal Entwarnung gegeben werden: Dieser "Strafzins" ist nicht so gravierend, wie er klingt. Er darf nicht höher sein als ein Viertel des zuletzt gezahlten Sparbuchzinses, und das auch nur für maximal drei Monate. Beispiel: Sie erhalten für Ihre 5000 Euro auf dem Sparbuch zwei Prozent Zinsen. Wenn Sie die gesamte Summe auf einen Schlag kündigen, fallen für 3000 Euro Vorschusszinsen an. Deren Höhe beträgt ein Viertel von zwei Prozent, also 0,5 Prozent. Für 3000 Euro wären aufs Jahr gerechnet 15 Euro Strafzinsen fällig. Da sie aber nur für drei Monate gelten, sind es unterm Strich nur 3,75 Euro.
Tipp:
Lassen Sie sich von den Vorschusszinsen, mit denen der Bankberater drohen mag, nicht davon abhalten, Ihr Sparbuchgeld umzuschichten. Es gibt ebenso sichere, aber renditestärkere Alternativen wie beispielsweise Tages- und Festgeld.
Tagesgeld und Festgeld
Mit hohen Zinsen bei sogenannten Tagesund Festgeldkonten gehen immer mehr Banken auf Kundenjagd und locken mit "Mäusekonto" oder "Superzins". Die Verkaufsstrategen der Geldhäuser haben dabei die Werbekanonen neu ausgerichtet: Über Jahre galt die Schlacht um den höchsten Tagesgeldzins als "kriegsentscheidend" bei der Kundengewinnung. Seit einigen Monaten werben die Institute jedoch weit massiver für Festgeldanlagen, also Zinsen, die es typischerweise für ein Jahr Anlagezeit gibt. Die Deutsche Bank zum Beispiel trommelt hierfür zur besten TV-Sendezeit mit 4,25 Prozent. Topangebote liegen derweil schon bei rund 4,5 Prozent (siehe Tabelle). Und die Diba-Bank, die einst beim Tagesgeld den höchsten Zins bot (aktueller Satz 3,25 Prozent), lässt Konkurrenten scheinbar ungerührt mit Offerten von 3,8 Prozent und mehr davonziehen (siehe Tabelle). Auch die Diba promotet nun lieber Festgeld.
Der Schwenk erklärt sich so: Das Gros der Tagesgeldkunden ruft sein Geld gar nicht täglich, oft noch nicht mal jährlich ab. Ein gutes Argument für Berater, Festangebote für ein Jahr zu machen und dafür etwas höhere Zinsen anzubieten. Kalkulierter Effekt für die Bank: Festgelder lassen sich risikoärmer, also rentabler, für die Bank managen, als das zuletzt schnell veränderliche Tagesgeld. Zudem können sich risikolose Jahreszinsen von vier Prozent und mehr auch im Vergleich zu anderen Geldanlagen wie etwa Dividendenrenditen bei Aktien oder Renditen von Bundeswertpapieren sehen lassen.
Achtung! Manche Banken bieten hohe Zinsen nur Neukunden an. Einige Angebote gelten lediglich mehrere Monate lang. Andere Offerten garantieren die attraktiven Sätze nur in Verbindung mit dem Kauf von Investmentfondsanteilen. Auf ein volles Jahr gerechnet, kommen dabei dann mal Klecker-Gutschriften, mal kostspielige Fondsdepots heraus.
Gegen solche Verkaufsmaschen hilft nur der eigene Taschenrechner. Auch das leidige Kleingedruckte sollte man lesen. Einige Anbieter verstecken darin Mindestanlagesummen, Kontoführungsgebühren und Insolvenzklauseln.
Besonders hohe Zinsen bieten Töchter ausländischer Banken. Im Konkursfall sind Kundengelder aber meist nur zu 90 Prozent und zu höchstens 20.000 Euro je Konto abgesichert. Heimische Geldhäuser dagegen gehören fast alle dem deutschen Sicherungsfonds an. Bei ihnen sind faktisch alle Einlagen hundertprozentig geschützt.
Tipp:
Kleingedrucktes studieren, Zinsen nachrechnen, Einlagensicherheit beachten und generell nur vollständig gebührenfreie Angebote wählen. Noch ein Rendite-Kniff: Tagesgeldkonten, die Zinsen monatlich statt vierteljährlich oder jährlich gutschreiben, bringen schnell (mehr) Zinseszins.
Bundeswertpapiere
Eine sehr sichere Anlage sind auch Bundeswertpapiere. Wer sie kauft, der leiht sein Geld dem Staatshaushalt und bekommt dafür Zinsen. Der Anleger kann wählen zwischen dem "Klassiker" Bundesschatzbrief (Typ A mit sechsjähriger und Typ B mit siebenjähriger Laufzeit), Finanzierungsschätze (feste Laufzeit ein oder zwei Jahre) und Bundesobligationen (fünfjährige Laufzeit, aber täglich zu verkaufen). Die aktuellen Renditen liegen zwischen 3,75 und etwas über vier Prozent. Das ist zwar nicht üppig, aber eine völlig sichere Einnahmequelle, denn der Bund bürgt mit seinem Staatsvermögen. Und er passt die Zinssätze laufend den Marktentwicklungen an.
Einzelheiten der Konditionen erfahren Sie bei Ihrem Bankberater. Doch kaufen sollten Sie die Papiere nicht bei ihm. Denn Banken oder Sparkassen kassieren für das nötige Depot Gebühren, die zwischen 0,15 und 0,5 Prozent der Anlagesumme pro Jahr betragen. Beispiel: Wer 5000 Euro für fünf Jahre festlegt, muss bei einer Depotgebühr von 0,25 Prozent insgesamt 62,50 Euro zahlen. Das Geld können Sie sparen.
Tipp:
Bei der Deutschen Finanzagentur in Frankfurt können Sie Bundeswertpapiere kaufen und verwahren lassen - kostenlos. Informationen und Kontakt unter Telefon 0800/222 55 10 oder im Internet unter www.deutsche-finanz agentur.de. Und: Bundeswertpapiere stecken auch in Euro-Rentenfonds. Nach Abzug aller Kosten für die Fonds- Anlage (siehe Artikel ab Seite 23) bieten sie selten mehr Rendite als die Direktanlage bei der Finanzagentur.