Zehn Prozent physisches Gold im Portfolio sollten es sein. Es darf aber auch etwas mehr sein. "20 Prozent sind noch besser", sagt Bert Flossbach. Der Kölner Vermögensberater, der sich selbst zu den konservativen Anlegern zählt, schwört ganz auf das Edelmetall. Er hält Goldbarren für einen wirksamen Schutz vor Inflation. "Wenn Sie im Jahr 1950 einen 100-D-Mark-Schein und eine Goldunze unter ihr Kopfkissen gelegt hätten", sagt Flossbach, "ist klar, was heute mehr wert wäre."
Ulrich Stephan, Chefstratege für Privat- und Geschäftskunden bei der Deutschen Bank, sieht die Sache anders: "Das Risiko, jetzt in Gold zu investieren, ist sehr hoch", sagt er. Weitere Rekorde seien nicht zu erwarten, denn die US-Wirtschaft dürfte im zweiten Halbjahr 2011 wieder stärker wachsen. Und dann werde auch der Dollar wieder anziehen und der Goldpreis fallen, glaubt Stephan.
Gefunden in der ...
Die Aussagen unterstreichen, wie unterschiedlich Experten die Perspektiven von Gold einschätzen, gerade jetzt, da der Preis mit mehr als 1300 Dollar mal wieder eine neue Rekordmarke gesetzt hat. Neu sind die unterschiedlichen Ansichten jedoch nicht. Der Streit darüber, ob Gold zur Geldanlage taugt und wann ein guter Einstiegszeitpunkt ist, gärt schon ewig, selbst als der Preis noch bei 200 Dollar lag. Und auch die Argumente sind gleich: Die einen verschmähen Gold als unrentable Kapitalanlage, die keine Zinsen abwirft und deren innerer Wert - anders als bei Aktien - sich nicht bestimmen lässt. Andere schätzen das Edelmetall als Schutz vor der Geldentwertung, wenngleich Gold in früheren Inflationsphasen diesen Beweis schuldig geblieben ist.
Doch vielleicht war das alles nichts im Vergleich zu dem, was uns in Zukunft erwartet. Flossbach jedenfalls ist sehr skeptisch: "Die Kombination aus hoher Staatsverschuldung und Überalterung holt uns in spätestens zehn Jahren ein." Dann kollabierten die sozialen Sicherungssysteme, die Folge wäre ein massiver Inflationsanstieg. Flossbach rät daher zum Einstieg. "Der Zeitpunkt ist nicht ideal, wenn man das als antizyklisches Investment betrachtet." Sehe man es jedoch als Vermögenssicherung, sei er "immer noch gut". Flossbach hält eine Verdreifachung des Goldpreises in den nächsten Jahren für möglich.
Physischer oder indirekter Besitz
Anlegern, die sich Gold ins Depot legen wollen, bieten sich gleich mehrere Möglichkeiten:
1.
Die klassische Variante ist der Kauf von Barren oder Münzen. Die gibt es bei der Hausbank. So liefert etwa die Deutsche Bank Barren oder Unzen auf Tagespreisbasis. "Die anfallenden Gebühren sind darin enthalten", sagt eine Deutsche-Bank-Sprecherin. Aufbewahren können Kunden ihr Gold im Bankschließfach.
Über das Internet bieten auch spezialisierte Handelshäuser wie Pro Aurum oder Anlagegold24 das Edelmetall an. Westgold, der nach eigenen Angaben drittgrößte Händler, verspürt derzeit eine höhere Nachfrage - jedoch nicht so stark wie im Frühjahr. "Während der Griechenland-Krise sind wir bei den Bestellungen nicht nachgekommen", sagt Westgold-Chef Martin Siegel. "Was wir damals in zwei Stunden verkauft haben, dafür brauchen wir heute zwei Wochen." Das Argument vieler Anleger, beim Kauf im Internet anonym zu bleiben, trage allerdings nicht, so Siegel. Bei einer Zahlung mittels Bankkonto würden die Daten des Käufers automatisch erfasst.
2.
Anleger können aber auch investieren, ohne das Edelmetall zu besitzen. Eine Variante sind mit Gold besicherte Rohstoffanleihen, sogenannte Exchange-Traded Commodities (ETC). Die Produkte verbriefen einen Lieferanspruch auf Gold, den der Anleger aber nicht ausüben muss. In Deutschland gibt es drei dieser Produkte: Xetra-Gold von Deutsche Börse Commodities sowie ETFS Physical Gold und Gold Bullion Securities von ETF Securities. Die Produkte kosten bis zu 0,4 Prozent Managementgebühr pro Jahr.
Im Unterschied zu Fonds, deren Vermögen bei einer Insolvenz geschützt ist, handelt es sich bei den ETCs um Schuldverschreibungen. Die Papiere bergen also die Gefahr, dass der Anbieter pleitegeht und Anleger auf ihren Ansprüchen sitzen bleiben. Das Risiko ist jedoch vergleichsweise gering. Bei Xetra-Gold beispielsweise sind 95 Prozent der Schuldverschreibungen mit physischem Gold besichert. Und die Barren werden auch ausgeliefert, sofern Anleger von ihrem Bezugsrecht Gebrauch machen.
3.
Ganz anders verhält es sich mit Zertifikaten - einer weiteren Form der indirekten Anlage. Auch sie sind Schuldverschreibungen, aber ohne Sicherheiten. Im Fall einer Insolvenz des Anbieters ist das Geld praktisch verloren, den Schutzcharakter von Gold bieten diese Produkte somit nicht. Dafür gibt es diese Papiere in verschiedenen Varianten. Anleger können beispielsweise mit einem Risikopuffer investieren und erzielen selbst dann noch einen Gewinn, wenn der Goldpreis fällt. Zudem enthalten viele Zertifikate eine Währungsabsicherung. Denn Gold notiert in Dollar, verliert die US-Währung gegenüber dem Euro an Wert, verpufft ein möglicher Goldpreisanstieg. Und oft steigt die Notierung des Edelmetalls, wenn der Dollar fällt.
Wechselkursrisiken gibt es auch bei Goldaktien und Goldaktienfonds. Dabei investieren Anleger etwa in Goldminenbetreiber. Wechselkursschwankungen sind dabei aber noch das kleinste Risiko. Denn die Rendite der Aktien hängt nicht nur von der Entwicklung des Goldpreises ab, sondern auch davon, wie profitabel das Unternehmen wirtschaftet. Und bricht an der Börse Panik aus, geraten auch die Kurse der Minenbetreiber unter Druck.
Berechenbarer ist da schon der Kauf von Barren und Münzen, auch wenn die Lagerung mitunter aufwendig und teuer ist. Dafür hat physisches Gold einen Vorteil, den keine indirekte Anlageform bietet: Gewinne sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei - sofern es denn welche gibt.