Eine professionelle Vermögensverwaltung ist nicht nur etwas für vermögende Anleger. Immer mehr Vermögensverwaltungen, Finanzinstitute und unabhängige Berater bieten ihr Finanzwissen auch für kleinere Geldbeutel an. Doch sein Vermögen in fremde Hände zu geben, verlangt auch ein hohes Maß an Vertrauen. "Ich kann aus der Erfahrung vieler Kundengespräche festhalten, dass es eine der schwierigsten Aufgaben ist, einen geeigneten Vermögensverwalter zu finden", sagt Markus Zschaber, Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln. Zumal das Angebot riesig ist: Mehr als 40.000 Vermögensberater tummeln sich Schätzungen zufolge in Deutschland.
Hohe Sicherheitsstandards sollen Anleger schützen
Neben Banken und Versicherungen wollen auch kleinere Finanzdienstleister wie freie Finanzportfolioverwalter, Berater und Makler ein Stück vom großen Kuchen abbekommen. Damit die Anlegerinteressen dabei gewahrt bleiben und alles mit rechten Dingen zugeht, ist der Gesetzgeber auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene gegenwärtig um die Sicherung hoher und geregelter Standards bei den Anbietern bemüht.
So darf ein Vermögensverwalter im klassischen Sinn erst dann seine Tätigkeit aufnehmen, wenn er von der Bundesfinanzaufsicht (BAFin) die Genehmigung dazu erhalten hat. Die Behörde veröffentlicht im Internet eine vierteljährlich aktualisierte Liste aller zugelassenen Finanzportfolioverwalter.
Verband entwickelte eigenen Ehrenkodex
Die im Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) zusammengeschlossenen Finanzdienstleister - aktuell knapp 100 Unternehmen - gehen noch einen Schritt weiter. Freiwillig haben sie sich einem eigenen Ehrenkodex unterworfen, der sie zu einem fairen, leistungsgerechten und transparenten Umgang mit Kunden verpflichtet. Hierzu zählt auch, dass Sonderkonditionen, die dem Vermögensverwalter von der Bank eingeräumt werden, dem Kunden offen zu legen sind. Durch den Aufbau eigener Qualitätsstandards und dessen Weiterentwicklung im Rahmen eines aktiven Qualitätsmanagements will der Verband dazu beitragen, dass Finanzportfolioverwalter als verlässliche und seriöse Partner am Kapitalmarkt wahrgenommen werden. Eine Mitgliedschaft im VuV stellt somit eine Art Gütesiegel dar.
Doch worauf soll man bei der Suche nach dem richtigen Berater noch achten? Wichtig für den Anleger ist es zunächst, nicht gleich zum erstbesten Berater zu gehen, sondern sich von den unterschiedlichen Anbietern erst einmal den jeweiligen Strategieansatz erklären zu lassen. Wie risikoreich investiert der Experte das Kundengeld und was bedeutet für ihn Risiko? "Man muss genau abstecken, ob ein Depot überhaupt ins Minus geraten oder was es überhaupt einbüßen darf", sagt Markus Zschaber. Genau danach solle entweder die individuelle Strategie fixiert oder eine standardisierte herausgesucht werden. "Zum Beispiel könnte es bei sehr konservativen Anlegern eine Strategie sein, die gar nicht am Aktienmarkt investiert ist", erläutert der Kölner Vermögensverwalter.
Bitte ohne Ausgabeaufschlag
Zu fragen ist auch, ob sich der Vermögensverwalter einzelner Aktien, Fonds oder anderen Assetklassen bedient oder nur auf standardisierte Produkte setzt. Daneben spielen auch Kostentransparanz und -plausibilität eine wichtige Rolle. Gebühren von etwa einem Prozent sind gängig, hinzu kommt manchmal eine Erfolgsvergütung, die zum Beispiel dann greift, wenn ein vereinbartes Renditeziel übertroffen wurde. Ausgabeaufschläge, zum Beispiel für Investmentfonds, sollten keine anfallen.
Auch die Zahl der Mandate kann über die Qualität der Vermögensverwaltung Auskunft geben. Bei kleineren Vermögensverwaltern, die eine individuelle Vermögensverwaltung anbieten und bereits mehr als 50 Kundendepots managen, besteht die Gefahr, dass in gewissen negativen Marktphasen der Vermögensverwalter nicht so handelt kann wie gewünscht.
Die Chemie muss stimmen
Doch alle Theorie ist hinfällig, wenn die Chemie zwischen Kunden und Berater nicht stimmt. Ein längeres persönliches Gespräch ist somit das A&O für den erfolgreichen Start einer langjährigen geschäftlichen Partnerschaft. Die nachfolgende Checkliste des VuV könnte dabei hilfreich sein:
* Sprechen Sie mit mehreren Vermögensverwaltern über deren unterschiedliche Konzepte.
* Informieren Sie sich gut über den jeweiligen Verwalter.
* Wählen Sie zwischen bankenabhängigen und unabhängigen Vermögensverwaltern.
* Der Anbieter muss von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) zugelassen sein.
* Achten Sie auf die Anlage- und Risikostruktur Ihres potenziellen Verwalters.
* Fragen Sie nach Größe und Klientel des jeweiligen Unternehmens.
* Fragen Sie nach der einzubringenden Mindestsumme.
* Beachten Sie Ihre individuellen Vorstellungen von einer Vermögensverwaltung.
* Besuchen Sie die Geschäftsräume Ihres künftigen Verwalters. Sie sollten sich dort aufgehoben fühlen.
* Sie sollten Ihrem Vermögensverwalter vertrauen.
* Vergleichen Sie Honorare und Kosten verschiedener Verwalter.
* Achten Sie auf Art und Umfang der Leistungen.
* Sind sonstige Produkte des Unternehmens für Sie interessant?
* Fragen Sie nach den Kooperationspartnern Ihres künftigen Vermögensverwalters.
* Achten Sie bei Vertragsabschluß darauf, dass die Formalitäten eingehalten werden.
* Achten Sie auf die richtige Vollmachterteilung bei Vertragsabschluss, so dass der Verwalter das Geld nicht an Dritte oder an sich selbst überweisen kann.
* Prüfen Sie, ob der Verwalter Mitglied des VuV und damit an den Ehrenkodex gebunden ist.