Rettung in letzter Sekunde? Der ums Überleben kämpfende Filmrechtehändler Intertainment hat sich unmittelbar vor Beginn des Schadenersatzprozesses um angeblich überhöhte Filmbudgets mit einem Beklagten auf einen Vergleich verständigt. Dabei handele es sich um Andrew Stevens, Ex-Firmenpräsident der US-Filmproduktionsfirma Franchise, teilte Intertainment am Montag mit. Der Vergleich enthalte eine Zahlung von Stevens an Intertainment, deren Höhe nicht genannt wurde. Der Prozess gegen Franchise beginnt an diesem Dienstag in den USA.
100 Millionen Dollar gefordert
Intertainment wirft dem US-Unternehmen betrügerisch überhöhte Filmbudgets vor und fordert mehr als 100 Millionen Dollar Schadenersatz. Zu den Beklagten gehört auch der Franchise-Chef Elie Samaha persönlich, dagegen ließ Intertainment die Vorwürfe gegen Stevens mit dem Vergleich fallen.
Branchenkreise gehen davon aus, dass die mit dem ehemaligen Firmenpräsidenten vereinbarte Zahlung vergleichsweise gering sei. Möglicherweise wolle Stevens aber Informationen geben, die den Prozessverlauf für Intertainment positiv beeinflussen könnten. Er habe Franchise vor einiger Zeit wegen Unstimmigkeiten über den künftigen Geschäftsverlauf verlassen. Bereits vor drei Jahren gab es angeblich eine Vereinbarung zwischen Stevens und Intertainment. Darin soll der Filmrechtehändler zugesichert haben, die Vorwürfe gegen Stevens fallen zu lassen, wenn dieser im Gegenzug gegen seinen damaligen Arbeitgeber Franchise aussage. Die Echtheit wurde jedoch von Stevens selbst und Franchise stets bestritten.
Keine Angaben zur Höhe des Vergleichs
Eine Intertainment-Sprecherin wollte zur Höhe des Vergleichs und den Hintergründen keinerlei Stellungnahme abgeben. Das Unternehmen ist unter anderem wegen eines im Juni fälligen Kredits über 16 Millionen Euro unter Druck und hatte bereits auf das Insolvenzrisiko hingewiesen, falls es keine Mittelzuflüsse aus dem Prozess gebe. Der Rechtsstreit lähmt bereits seit einiger Zeit das operative Geschäft von Intertainment. So musste der Filmrechtehändler im Februar die Zusammenarbeit mit dem Filmproduzenten Arnold Kopelson aus Kostengründen beenden.