Währung Überweisungen im Euroland sind teuer

Im schlechtesten Fall muss ein Privatkunde für eine Auslandsüberweisung fast 55 Mark zahlen.

Bankkunden müssen weiter auf die versprochenen Vorteile des Euro warten. Überweisungen in Euro-Land sind nach einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zu teuer. So muss ein Privatkunde für eine Auslandsüberweisung im schlechtesten Fall fast 55 Mark (28 Euro) zahlen, hieß es in der in Stuttgart veröffentlichten Studie.

»Wir fordern transparente Preise für Überweisungen und die Weitergabe der Preisvorteile der gemeinsamen Währung, die es im Zahlungsverkehr ja schon seit 1.1 1999 gibt«, sagt Beate Weiser, Bankenspezialistin der Verbraucherzentrale. Auch die Einführung des Euro-Bargelds im kommenden Jahr wirde an dem beklagten Zustand nichts ändern.

Schlafmützige Banken

»Eigentlich ist es nicht nachvollziehbar, warum eine Euro-Überweisung von Stuttgart nach Paris mindestens um den Faktor 100 teurer sein muss als die von Stuttgart nach Hamburg«, beklagt sie. Vor allem mangelt es an einem Bankenidentifizierungssystem, also einer Vereinheitlichung und Standardisierung des Bankleitzahlensystems. Dies isti nicht mal in Arbeit. »Die Banken in der Eurozone müssen besser zusammenarbeiten, da haben sie lange geschlafen«, urteilt Pressesprecherin Evelyn Kessler von der Verbraucherzentrale.

Wer übernimmt welche Kosten?

Überweisungen ins Ausland werden immer häufiger. Wer sein Ferienhaus in Italien, die Arztrechnung in Österreich oder das »Knöllchen« in Frankreich bezahlen will, kann sein blaues Wunder erleben und viel dazulernen. So ist zum Beispiel zwischen einer »Our-Überweisung« (Kunde zahlt allein die Kosten), einer »Share-Überweisung« (Empfänger und Zahler teilen sich die Kosten) und einer »Ben-Überweisung« (Empfänger zahlt komplett) zu unterscheiden.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt eine Our-Überweisung, denn der Ferienhausbesitzer dürfte kaum bereit sein, hohe Überweisungsgebühren mitzutragen. Die hohen Kosten entstehen vor allem bei der konventionellen Überweisung, für die ein langes Formular ausgefüllt werden muss, dass ähnlich viel Kopfzerbrechen wie eine Steuererklärung machen kann.

Günstiger sind standardisierte Überweisungsformen wie »Tipanet« bei einigen Banken oder S-Inter Pay (Sparkassen). Hier wurden auch die geringsten Preise mit 14,67 DM (7,50 Euro) ermittelt. Für diese Systeme müssen aber vollständige Empfängerdaten vorhanden sein, was laut Weiser beispielsweise in Italien ein Problem isti. Die Zahlenkolonnen für Konto und BLZ sind länger und werden aus Datenschutzgründen nicht immer vollständig herausgerückt.

Zeit verbummelt

Nach Angaben der Verbrauchzentrale müssen die deutschen Kunden für Überweisungen bis 5000 Euro mit durchschnittlich 34,72 DM deutlich am meisten zahlen - in Österreich liege der vergleichbare Satz bei 18,97 DM, in Italien sogar nur bei 15,73 DM. Abzockerei unterstellen die Verbrauchschützer den europäischen Banken nicht - »die teuren haben vermutlich nur am schlechtesten ihre Hausaufgaben gemacht«.