Warum heißen die nicht Bank?", fragt ein kleiner Junge. Er steht vor einer Filiale mit dem großen roten S über der Tür. "Weil wir anders sind", antwortet der Filialleiter. Mit dieser Szene aus dem aktuellen Werbespot der Sparkasse will sich das Geldhaus ein gutes Image verpassen. Banken - das sind die gierigen Zocker und Steuergeld-Verpulverer. Aber die Sparkasse ist sozial engagiert, in der Finanzkrise nicht negativ aufgefallen und gleich um die Ecke ist immer eine Filiale. Dennoch: Die neue Markenkampagne kommt zur rechten Zeit, denn die Sparkassen und auch Volksbanken kämpfen um ihr Geschäftsmodell. Und somit ums Überleben. Und das an gleich mehreren Baustellen.
Bank mit Problemen
Die Niedrigzinsphase ist für die Sparkassen eine starke Belastung - aber nicht das einzige Problem. Denn das kleinteilige Filialnetz ist teuer und wird seit Monaten zurückgefahren. Das ärgert die Kunden. Und jüngst mussten die Sparkassen auch noch eine Schlappe vor Gericht hinnehmen. Das Landgericht Ulm stärkte die Kundenrechte und verbot der Sparkasse Geldanleger aus teuren Hochzins-Verträgen rauszudrängen. Dieser Fall kostet die Sparkasse nicht nur Geld, sondern beschehrt dem Geldhaus einen Imageschaden.
Mini-Zinsen sind größte Gefahr
Das größte Problem derzeit: Die mageren Zinsen, die durch die Zinspolitik der EZB vorgegeben werden, lasten schwer auf den Sparkassen und Volksbanken. Denn anders als beispielsweise die Deutsche Bank, haben die Sparkassen mit ihren regionalen Kreditinstituten keine weiteren Einnahmen durch andere Geschäftsbereiche, um Ausfälle zu kompensieren. Bis zu 80 Prozent hängen die Geldhäuser vom sogenannten Zinsüberschuss ab - das sind die Einnahmen, die beispielsweise durch Kredite in die Kasse gespült werden. Doch diese Einnahmen schrumpfen, berichtet die "FAZ".
Das ist ein langsamer Abwärtstrend. "Die kippen nicht gleich um wie die Fliegen", sagt der Stuttgarter Bankenprofessor Hans-Peter Burghof der "FAZ". "Aber von 2018 an wird es ganz massive Probleme geben", warnt Burghof. Die Bank zahlt nur noch Mini-Zinsen - und gleichzeitig können sie kaum noch Erträge erzielen, wenn sie selber das Geld anlegen. Ein Teufelskreis, der sich noch beschleunigen wird.
Kein Risiko gehen
Denn alte Geldanlagen könnten für die Sparkasse und die Volksbank zum Strick werden. Laufen diese hoch verzinsten Altverträge aus, finden die Banken keine ähnlich lukrative Alternative mehr. Rund zehn Jahre dauert es, bis alle Anlagen einmal umgeschlagen sind, schreibt die "FAZ".
Das bröckelnde Geschäft wird mancherorts von den Sparkassen intern quersubventioniert. Die fehlenden Einnahmen bei den Privatkunden gleichen die Geldhäuser durch das noch recht stabile Firmenkundengeschäft aus. Und dennoch ist die Bankaufsicht längst alarmiert: Die Bafin fürchtet, dass Sparkassen und Co. in risikoreiche Anlagen investiert, um noch Geld zu erwirtschaften. Die schwierige Zinslage dürfe "aber nicht dazu verleiten, auf der Suche nach neuen Ertragsquellen zu hohe Risiken einzugehen", sagt Bafin-Chefin Elke König.
Filialen machen zu
Die schrumpfenden Geschäfte haben konkrete Auswirkungen: Überall in Deutschland werden Filialen dicht gemacht. In Mainz werden aus sechs personalintensiven Filialen lediglich SB-Buden mit Geldautomaten. Auch in Förde (Schleswig-Holstein) und Hannover werden Filialen gestrichen. Häufigster Grund sind ausbleibende Kundenströme. Zum einen nutzen auch Sparkassen-Kunden inzwischen Internet-Banking. Aber die Bank muss potentielle Kunden auch zunehmend mit der Konkurrenz teilen. Direktbanken bieten meist kostenlose Girokonten an, Angebote für Tagesgeldkonten gibt es im Netz unzählig.
Und wie die Sparkasse? "Wir stehen sicher und stabil in den einzelnen Märkten", sagt Georg Fahrenschon, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands, der "FAZ". Um zu ergänzen, dass er sich ein Signal von der EZB wünschen würde, wann wieder ein normales Zinsumfeld geschaffen werde.