Auf der Website von Aldi-Nord lief am Donnerstag der Countdown: "Essen, wir sehen uns in 1 Tag, 2 Stunden und 59 Minuten", war dort am Nachmittag zu lesen. Auch die Sekunden zählte die Uhr rückwärts.
Wer jetzt denkt, ein solcher Countdown bis zum Verkaufsstart von Plastikschlappen, Jogginghosen und Sweatshirts in Batik-Optik sei völlig übertrieben, der irrt: In Städten, wo der Discounter bisher seine neue Kollektion in Pop-up-Stores vor ausgewählten Filialen verkauft hatte, bildeten sich lange Schlangen, wie in der Lokalpresse zu lesen war.
Mode von Aldi ist offenbar Kult, vor allem bei jungen Leuten. Und die Medien rätseln, was der Auslöser für diesen Hype ist. Auch Konkurrent Lidl hatte vor einiger Zeit mit Erfolg seine eigene Modelinie herausgebracht – ebenfalls in Farben, die alles andere als dezent sind.
Aldi verkauft seine neue Modekollektion in fünf Großstädten
Essen wird an diesem Freitag die letzte von fünf Stationen sein, an der Aldi seine neue Kollektion verkaufen will, deren Stücke limitiert sind. Auch die künstliche Verknappung heizt offenbar das Interesse und die Nachfrage an. Ab 12 Uhr mittags soll es los gehen – High Noon im Südwesten der Ruhrpott-Metropole, nicht allzu weit vom Uniklinikum entfernt. Vorher hatte es seit Mitte Oktober ähnliche Aktionen in Hamburg, Berlin, Leipzig und Hannover gegeben.
Aus Hannover berichteten die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) und das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) von einer 150 Meter langen Warteschlange, in der sich Aldi-Fans in der Lindemannallee eingereiht hatten. Sogar aus Braunschweig oder Bielefeld seien die Leute dazu angereist.
Sie stehe "auf Marken, die keine sind", zitierte die "HAZ" eine 27-jährige Frau. Auch in Hamburg gab es Andrang – manche Aldi-Jünger warteten gut ausgerüstet mit Proviant und Heißgetränken, bis sie an der Reihe waren. Wenn Karl Lagerfeld das noch erlebt hätte, der ja bekanntlich nicht sehr positiv über Jogginghosen und andere Schlabbermode dachte. Er hätte vermutlich einen spitzen Spruch dazu parat gehabt.
Mode in einer Post-Lagerfeld-Ära
Doch der Hype um die Aldi-Mode ist offenbar ein Phänomen unter Menschen, die mindestens drei Generationen jünger sind als der 2019 verstorbene Modezar. Unter anderem auf Instagram wirbt Aldi-Nord für seine Mode. Die aktuelle Kollektion hat ein Weltraum-Motto und wird mit Fotos beworben, die ein bisschen was von Mondlandung haben. Der Discounter habe "die Weiten des Weltraums erforscht" und "euch etwas mitgebracht", ist auf seiner Website mit einer Portion Selbstironie zu lesen.
Es sei Mode für die, die sich trauen, Statements zu setzen". Viele dieser "Mutigen" – so zeigt jedenfalls die Erfahrung aus den bisherigen Stationen der Verkaufskampagne – werden sich voraussichtlich auch am Freitag nach Essen aufmachen, um Schlappen, Jogginghosen oder Shirts mit Aldi-Logo zu kaufen.
Schlappen von Aldi werden auch auf Ebay gehandelt
Die Teile werden zu Aldi-Preisen verkauft, ein T-Shirt beispielsweise kostet 7,99 Euro, eine Jogginghose 14,99 Euro, Badelatschen 5,99 Euro. Mit solchen "Aldiletten" aus der Kollektion davor wird auf Ebay inzwischen ein schwunghafter Handel betrieben. Wo die Mode produziert wird, ist zumindest auf der Website von Aldi-Nord nicht ersichtlich. Medienberichten zufolge wird Kleidung dieser Art zumeist in Asien hergestellt.
In Berichten über die Pop-up-Stores – große, silberfarbene Zelte in Weltraum-Optik – ist aber auch weniger Nachhaltigkeit ein Thema, sondern eher die Freude an einer offenbar kultigen Marke. Vielleicht genießen die Aldi-Jünger auch, dass sie nach den Corona-Lockdowns der vergangenen Monate sich einfach mal um Jogginghosen balgen dürfen.
Quellen: Aldi Nord, "Hannoversche Allgemeine Zeitung", Redaktionsnetzwerk Deutschland, Sat1 Regional, "24Hamburg.de"

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