Chinesen sind Weltmeister im Kopieren. Meistens geht es dabei aber um Technik oder Klamotten - weniger um Bauwerke. Doch auch in diesem Bereich lässt sich China mehr als nur inspirieren. Sie kupfern einfach eins zu eins ab. So sorgte vor rund zwei Jahren die Meldung für Aufsehen, dass sich die Chinesen ausgerechnet die Innenstadt von Hannover nachbauten. Doch damit nicht genau, auch den Eiffelturm, die Sphinx oder ganze Alpendörfer werden in China kopiert. Das Projekt des Techkonzern Huawei stellt aber sämtliche vorherigen Vorhaben in den Schatten.
Huawei hatte 2012 die internationale Ausschreibung für ein Mega-Projekt gestartet. Das Technikunternehmen plant einen neues Hauptquartier und Forschungszentrum für die rund 24.000 Mitarbeiter. Aber es soll kein normaler Wolkenkratzer werden, Huawei will mehr. Und zwar halb Europa. Auf einer Fläche so groß wie 210 Fußballfelder entsteht gerade am Song-shan-See nicht nur eine Bürostadt, sondern zwölf - und das nach Vorbildern europäischer Bauten.
Alles nur geklaut: Wie China sich die Welt nachbaut

Die Pariser Sorbonne, die Oxford Universität oder auch die alten Häuschen am Kanal von Brügge - unterstützt von internationalen Experten aus den jeweiligen Städten baut sich Huawei in Rekordzeit ein Geschäftsareal. Denn bereits in diesem Frühjahr sollen die ersten Städte fertiggestellt werden. Jede der Städte soll über eine Bürofläche von 60.000 Quadratmetern verfügen, über Restaurants, Cafés, Plätze und Grünanlagen. Verbunden werden die Orte mit einer Straßenbahn. So können Arbeitsnehmer in der Mittagspause zu Fuß von Heidelberg nach Luxemburg, von Granada nach Verona oder von Bologna nach Paris schlendern.
Europa-Plagiat in China können Touristen locken
Doch Huawei war nicht der erste Konzern mit solchen Ideen. Der Staatskonzern Minmetals hatte 2012 das Zentrum des österreichischen Hallstatt nachgebaut, um sein Immobilienprojekt mit "alpenländischen Häusern" zu bewerben. Der große geschäftliche Erfolg lässt immer noch auf sich warten, doch das Hallstatt-Plagiat entwickelte sich zum Lieblingsort für Hochzeitsgesellschaften. Und umgekehrt profitierte auch das Hallstatt in Österreich von deutlich mehr chinesischen Touristen. Auch Huawei bereitet sich darauf vor, dass sich der Europa-Nachbau zum Touristen-Magneten entwickeln könnte. Die Straßenbahn könnte an den Wochenende auch Besucher von Stadt zu Stadt befördern.
