Ikea wird zum Häusler-Bauer - und hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Viel kosten sollen die günstigen Wohnungen schon im Bau nicht. Dass allein ist aber nicht der Schlüssel, damit sich jede Familie eine Wohnung leisten kann. Das wird erst möglich durch das einzigartige Preissystem von BoKlok – einem Gemeinschaftsunternehmen von Ikea und der schwedischen Baufirma Skanska.
Die Idee dahinter ist sehr skandinavisch: Die Rate, die in Rechnung gestellt wird, wird durch das Haushaltseinkommen gedeckelt. Das Zahlungsmodell von BoKlok heißt "Left to Live" – es bleibt immer genug übrig, um zu leben. Selbst eine alleinerziehende Mutter soll sich eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern leisten können. BoKlok kalkuliert daher nicht zuerst einen Preis, den die Häuser kosten müssten, sondern einen Preis, den sie kosten dürfen, um bezahlbar zu bleiben.
Dafür wird das Durchschnittseinkommen der in Frage kommenden Bewohner ermittelt. Daraus wird zunächst die Summe berechnet, die für Steuern und Lebenshaltungskosten übrigbleiben müssen. Der Rest kann für die Wohnung aufgewendet werden. In 25 Jahren soll die Immobilie abbezahlt sein, und das soll etwa mit einem Drittel des Nettoeinkommens möglich werden.
Sehr billig in Skandinavien
Auch in Zeiten von niedrigen Zinsen müssen die Wohnungen also sehr erschwinglich sein. In Skandinavien werden für Wohnungen zwischen 46 bis 81 Quadratmetern zwischen 150.000 bis 222.000 Euro bezahlt. Hierzu muss man aber wissen, dass Einkommen und Preise in den skandinavischen Staaten deutlich höher sind als in Deutschland oder dem Vereinigten Königreich.
Wie billig die Wohnungen angesichts der Kaufkraft sind, verrät die Relation zu den Löhnen. Der mittlere Monatslohn einer Verkäuferin betrug 2017 in Schweden immerhin 3800 Euro.
Das erste Projekt in Großbritannien soll in Worthing, West Sussex, entstehen. Auf einem von der Gemeinde gepachteten Grundstück werden 160 Wohneinheiten gebaut. Ein Drittel davon würden von der Kommune vergeben werden, der Rest wird nach dem BoKlok-Modell vermarktet. Innerhalb von zwei Jahren sollen die ersten Wohnungen fertig werden.
Bau in der Fabrik
Preise stehen noch nicht fest. Natürlich können keine Luxuswohnungen errichtet werden. BoKlok versucht konsequent, die Kosten gering zu halten. Dazu gehört das Pachtmodell. BoKlok kauft kein eigenes Land. Die Kommunen müssen bei dem Modell mithelfen und den Baugrund zur Pacht unter dem Marktpreis zur Verfügung stellen.
Schließlich findet der Bau der Häuser nicht mehr handwerklich auf einer Baustelle unter freiem Himmel statt. Die Häuser nutzen viel Holz und bestehen aus Modulen, die in einer Fabrik produziert werden. An Ort und Stelle werden sie nur noch innerhalb eines Tages montiert. Größte Überraschung: Das soziale Modell ist kein Verlustgeschäft, in Skandinavien erzielen die BoKlok-Häuser große Renditen.
Quelle: CNN
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