"Dramatische Entwicklung" Von Berlin bis München: Wo die Mieten besonders explodieren

Bezahlbare Mietwohnungen sind in den Metropolen Mangelware
Bezahlbare Mietwohnungen sind in den Metropolen Mangelware
© Getty Images
In den Metropolen steigen die Mieten drastisch: Aktuelle Auswertungen der Immobilienportale zeigen, wie schwer es in Berlin, Stuttgart oder München ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Für viele Mieter waren die vergangenen Monate nicht angenehm. Zusätzlich zu den gestiegenen Heizkosten flatterte oft auch eine Mieterhöhung ins Haus. Besonders schwierig ist die Lage aber für Mieter, die eine neue Bleibe suchen. Wie dramatisch die Situation in den Metropolen ist, zeigen aktuelle Zahlen zum Mietmarkt von Immoscout und Immowelt.

Die beiden Wohnungsportale haben jeweils Hunderttausende bei ihnen geschaltete Mietinserate untersucht und stellen fest: In den Städten trifft ein zu geringes Angebot auf eine gestiegene Nachfrage. Die Folge sind teils exorbitante Sprünge bei den Angebotsmieten. Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crockford spricht gar von "teilweise historischen Entwicklungen". In Berlin und Stuttgart etwa seien die Angebotsmieten für Neubauten allein in den vergangenen drei Monaten um 8 beziehungsweise 9 Prozent gestiegen. 

Die Konkurrenz-Plattform Immowelt kommt in ihrer Miet-Auswertung von Angeboten für Bestandswohnungen in Berlin gar auf ein Plus von 22 Prozent im ersten Quartal 2023. Immowelt-Manager Felix Kusch nennt dies allerdings einen "Ausreißer unter den deutschen Großstädten". So sind laut Immowelt die Preise für Mietangebote in zehn von 14 untersuchten Städten zu Anfang des Jahres gestiegen – aber nirgendwo annähernd so heftig wie in Berlin. "Da in der deutschen Hauptstadt zu wenig gebaut wird, kann die hohe Nachfrage nach Wohnraum nicht bedient werden, was es Vermietern ermöglicht, immer höhere Preise durchzusetzen", sagt Kusch. Es bleibe nun abzuwarten, ob sich diese Dynamik im Laufe des Jahres abschwäche. 

Mietwohnungen in Berlin 15 bis 20 Prozent teuer als vor einem Jahr

Neben den kurzfristigen Mietpreissprüngen richtet Immoscout auch den Blick auf den Jahrestrend. "Wie dramatisch die Entwicklung in den Metropolen tatsächlich ist, wird im Jahresvergleich deutlich", sagt Gesa Crockford. Denn die Auswertung zeigt: Deutschlandweit sind die Angebotsmieten im vergangenen Jahr im Schnitt um sieben bis acht Prozent gestiegen. In den Metropolen ist es teils deutlich mehr.

So werden Bestandswohnungen in Berlin laut Immoscout heute rund 15 Prozent teurer und Neubauwohnungen 20 Prozent teurer angeboten als vor einem Jahr. Auch in München, Düsseldorf oder Köln sind starke Anstiege zu verzeichnen. Auf Jahressicht die moderateste Mietentwicklung der Top-7-Metropolen weist Frankfurt auf, teuer ist es dort trotzdem.

Tabelle: Anstieg von Angebotsmieten innerhalb eines Jahres (Q1 2022 zu Q1 2023)

Anstieg Bestand

Miete Bestand (je qm)

Anstieg Neubau

Miete Neubau (je qm)

Deutschland

+7,4%

8,01 Euro

+7,7%

11,01 Euro

Berlin

+14,7%

12,56 Euro

+19,9%

17,64 Euro

Düsseldorf

+11,4%

11,70 Euro

+11,0%

14,02 Euro

Frankfurt

+5,6%

13,24 Euro

+8,3%

16,02 Euro

Hamburg

+11,5%

12,98 Euro

+8,1%

15,20 Euro

Köln

+12,3%

12,55 Euro

+10,9%

14,05 Euro

München

+11,6%

18,44 Euro

+17,01%

22,30 Euro

Stuttgart

+6,1%

13,10 Euro

+19,1%

17,55 Euro

Quelle: Immoscout 

Zu wenig Wohnungen auf zu viele Bewerber

Verschärft wird die Knappheit bei Mietwohnungen derzeit von zwei Seiten. Zum einen bremsen höhere Baukosten und Zinsen den Wohnungsneubau. Zum anderen suchen auch mehr Menschen nach Mietwohnungen, die sich ein Eigenheim zu derzeitigen Preisen und Zinsen nicht leisten können. Laut Immoscout nahm die Nachfrage nach Mietwohnungen in einigen Metropolen zuletzt wieder zu. In Berlin und Hamburg hat sie sich gegenüber 2019 sogar verdoppelt.

Bei den wenigen angebotenen Wohnungen stehen die Bewerber daher trotz der hohen Mietpreise Schlange. Zumindest in den gefragten Großstädten: In der Metropole sei die Konkurrenz um eine Mietwohnung etwa sechs Mal so hoch wie im ländlichen Raum, berichtet Immoscout. Daher würden viele Mieterinnen und Mieter vermehrt im Speckgürtel und im ländlichen Raum suchen.

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