Die Finanzminister der Euro-Länder sind ihrem Sprecher Jean-Claude Juncker zufolge empört über unverhältnismäßig hohe Managergehälter in Unternehmen. In mehreren Mitgliedsstaaten seien "skandalöse Tendenzen", vor allem bei Abfindungen, zu beobachten, sagte Juncker in Brüssel nach dem Treffen der Minister. Den Bürgern seien Aufrufe zur Lohnmäßigung als Antwort auf die steigende Inflation nicht zu vermitteln, wenn diese Exzesse nicht gleichzeitig angesprochen würden.
"Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass bestimmte Unternehmenschefs von übermäßigen Gehältern und vor allem von goldenen Handschlägen profitieren, die nicht im Zusammenhang mit der Leistung stehen", sagte der dienstälteste Regierungschef der EU. Er wolle die Debatte nicht nur im Kreis der Euroländer, sondern in der gesamten EU mit 27 Ländern führen. Es gehe um dem Kampf um ein "soziales Übel".
Die meisten Finanzminister wollten nicht länger dabei zusehen, dass hohe Abfindungszahlungen gefeuerter Unternehmenslenker auch noch von den Firmen steuerlich abgesetzt werden könnten. Über Änderungen von Steuergesetzen wollen die Minister auch im EU-Finanzministerrat beraten.
Die Tarifparteien rief Juncker einmal mehr auf, mit den Lohnerhöhungen nicht zu überziehen. Jede Anhebung, die über den Anstieg der Produktivität hinausgehe, werde die Teuerung nur weiter antreiben. Die Inflationsrate hatte im März im Euro-Raum, getrieben von steigenden Öl- und Nahrungsmittelpreisen mit 3,6 Prozent einen Höchststand erreicht und sich im April nur leicht abgeschwächt. Die Europäische Zentralbank sieht Preisstabilität bei einem Auftrieb von weniger als zwei Prozent gesichert. "Die Inflation ist die Hauptsorge", sagte Juncker.
Inflation wird steigen
Die EU-Kommission prognostiziert für dieses Jahr einen sprunghaften Anstieg der Teuerungsrate auf durchschnittlich 3,2 Prozent nach 2,1 Prozent 2007. EU-Währungskommissar Joaquin Almunia betonte, dass die Inflation die Bevölkerungsschichten mit dem geringsten Einkommen am härtesten treffe. So weit es die Haushaltslage erlaube, könnten die Regierungen Schritte zur Entlastung der Geringverdiener beschließen. Ansonsten sind weitere Reformen der Arbeitsmärkte und des Dienstleistungssektors nach Ansicht der Minister das richtige Mittel gegen den Preisanstieg. Die Mitgliedsländer sollten außerdem die indirekten Steuern und Gebühren nicht erhöhen.
Das Wachstum im Euro-Raum wird nach Einschätzung der Minister durch die Finanzkrise und die Flaute in den USA zwar gebremst, aber nicht gestoppt. Die Euro-Länder teilen die Prognose der EU-Kommission. In der Euro-Zone wird sich das Wachstum nach Prognose der EU-Kommission von 2,6 Prozent im vergangenen Jahr auf 1,7 Prozent in diesem und 1,5 Prozent 2009 verlangsamen. Almunia sagte, die von der US-Hypothekenkrise geplagten Banken seien inzwischen zuversichtlicher eingestellt als noch im März, als die US-Investmentbank Bear Stearns vor dem Aus gerettet werden musste. Doch für Entwarnung sei es noch zu früh.