Anonyme Bewertungsplattformen im Internet sind kein Streichelzoo. Das gilt auch für das Portal Kununu, auf dem Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber bewerten können. Dort finden sich neben ausgewogener Kritik auch immer wieder knallharte Urteile und verbale Ausfälle. So schreibt etwa ein Mitarbeiter über ein Unternehmen aus der Gesundheitsbranche: "Renn um dein Leben! (…) Work Life Balance? Minus 1000 Sterne. Einfach unmöglich!"
Weitere Beispiele gefällig? Die Studie "Arbeitgeber im Kandidatenkatalog" der Unternehmensberatung Employer Telling hat so einige Verbalklatschen parat:
- "Käfighaltung in veralteten Büros"
- "Der absolute Tiefpunkt in jeder Arbeitsbiographie"
- "Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!"
- "Wer auf Nerven-Terror & Unmenschlichkeit steht, ist hier richtig!!!“
- "Game of Thrones ist nichts dagegen"
- "Man wird gemolken und danach entsorgt“
- "Kommunikation wie in der Steinzeit, hier funktioniert wirklich gar nichts."
Wie reagieren Unternehmen?
Das Ziel der Untersuchung ist es aber nicht, die krassesten Bewertungen zu küren. Der Fokus liegt vielmehr darauf, wie Unternehmen auf die harten Worte reagieren. Zu diesem Zweck haben die Studienautoren Manfred Böcker und Sascha Theisen rund öffentliche 1300 Statements untersucht, mit denen Arbeitgeber auf Kununu auf die abgegeben Bewertungen geantwortet haben.
Dabei zeigte sich, dass auch viele Firmen sich in Sachen Feedbackkultur nicht gerade mit Ruhm bekleckern. "Wenn Unternehmen überhaupt auf der Arbeitgeberbewertungsplattform reagieren, dann meist mit Standardfloskeln", resümieren die Studienautoren. "Es mangelt am Angebot echter Kontaktmöglichkeiten und auch ausgesprochen aggressive Gegenschläge sind nicht schwer zu finden." In Sachen Retourkutschen besonders unangenehm fiel ausgerechnet die Chefetage auf - also Geschäftsführer und Firmeninhaber.
So pöbelte der Geschäftsführer eines Logistikunternehmens unter eine negative Bewertung mit folgenden Worten zurück:
Und der Leiter eines Handelsunternehmens ließ es sich nicht nehmen, gegen eine offenbar wegen ihrer Nicht-Übernahme enttäuschte Ex-Auszubildende kräftig zurückzukeilen:
Wenig souverän erscheint es auch, unzufriedenen Mitarbeitern öffentlich die Kündigung nahezulegen, wie bei diesem Dienstleistungsunternehmen passiert:
Als wenig hilfreich empfinden die Studienautoren auch standardisierte Copy-Paste-Antworten, die keinerlei Interesse an einem weiteren Dialog erkennen lassen. Wenn Unternehmen emotionale, detailreiche Bewertungen derart kalt abblitzen ließen, klinge das leicht wie eine Bestätigung der Vorwürfe.
Wie Arbeitgeber es besser machen
Die Studienautoren empfehlen Arbeitgebern, weder beleidigt oder aggressiv, noch desinteressiert zu reagieren, sondern den Dialog mit Bewerbern und Mitarbeitern auch auf öffentlichen Bewertungsplattformen professionell zu führen. Wenn Arbeitgeber empathisch und offen mit Kritik umgingen, könne ihnen das als Marke nur gut tun. Als mustergültiges Beispiel für eine konstruktive Einladung zum Dialog führt die Studie diesen Text eines Recruitungmanagers aus der Gastrobranche an.
Es geht also auch ganz ohne Zurückgepöbel.
