Der "Arzt im Praktikum" (AiP), eine 18 Monate dauernde Station der Medizinerausbildung, soll zum 1. Oktober 2004 abgeschafft werden. Das beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch. Künftig sollen junge Mediziner direkt nach ihrem Studium mit der Weiterbildung zum Facharzt beginnen können. Sie werden dann wie Assistenzärzte bezahlt, die derzeit knapp 3.000 Euro brutto im Monat erhalten. Der Marburger Bund, die Interessenvertretung der Krankenhausärzte, begrüßte den Beschluss.
Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) begrüßte den geplanten Schritt: "Dadurch werden der Arztberuf insgesamt und der Arbeitsplatz Krankenhaus wieder attraktiver." Der AiP sei nicht mehr notwendig, da die neue Approbationsordnung die Ärzteausbildung praxisnäher als bisher mache.
Betroffene kritisierten das Modell von Anfang an
Eine Übergangsregelung sieht vor, dass auch jene Mediziner, die zum Stichtag noch ihre AiP-Phase absolvieren, finanziell mit den Assistenzärzten gleichgestellt werden. Derzeit liegt die AiP-Bezahlung nach Darstellung der Deutschen Krankenhausgesellschaft zwischen 1.057 und 1.323 Euro brutto im Monat. Die Betroffenen kritisierten das 1988 eingeführte Modell von Anfang an, auch wegen seiner Dauer von 18 Monaten.
Der Vorsitzende des Marburger Bundes (MB), Frank Ulrich Montgomery, sagte, es sei höchste Zeit, den AiP abzuschaffen. Die Pflichtzeit für junge Mediziner habe sich im Laufe der Zeit "zu einer reinen Ausbeutungsphase" gewandelt, die zum Ärztemangel in den Krankenhäusern entscheidend beigetragen habe. Die Bezahlung junger Mediziner und Assistenzärzte sei nach wie vor "anachronistisch". Er kritisierte, dass die Regierung trotz ihrer Approbations-Novelle daran festhalte, allen Medizinstudenten, die ihr Examen bis zum 30. September 2004 ablegen, noch eine AiP-Zeit von 18 Monaten abzuverlangen.